#1
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Unbekannt

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Hallo, vor 3 Tagen erlitt mein Mann Blutungen im Frontallappen. Er liegt nun auf der Intensivstation. Er ist zwar wach, aber sehr unruhig und komplett verwirrt. Man musste ihn an Armen und Beinen festbinden, da er sich sonst alle Schläuche zieht.

Kann ich etwas tun um ihm zu helfen? Wie soll ich mit ihm reden? Er fantasiert herum und scheint so eine Art Paranoia zu entwickeln. Zum Beispiel sieht er Tiere, reimt sich auf jedes Geräusch abstruse Geschichten zusammen usw. Soll ich ihn darin bestärken? Oder korrigieren? Ich sage ihm zwar immer wieder, er sei im Krankenhaus, doch er glaubt es nicht.

#2
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Unbekannt

Gelöscht

"Zum Beispiel sieht er Tiere, reimt sich auf jedes Geräusch abstruse Geschichten zusammen usw. Soll ich ihn darin bestärken? Oder korrigieren? Ich sage ihm zwar immer wieder, er sei im Krankenhaus, doch er glaubt es nicht."

 

Meine Mutter hatte schon mehrer kleine Schlaganfälle die das Sprach/Erinnungszentrum und die Wahrnehmung doch schon erheblich beeinflußten . Wenn sie Ihre "seltsamen Anwandlungen" bekommt, Geschichten erzählt die halbwahr sind , dann versuche ich ihr fast realistisch entgegenzukommen . Ich gehe nicht auf ihre seltsamen Themen ein und versuche mit ihr normal zu reden , allerdings hab ich auch schon ein bischen Übung mit Ihrer Art . Kurzum : Ich ignoriere (nehem sie aber wahr ) seltsame Aussagen und versuchen z.B. vom Wetter zu reden , fragen wie es Nachbarin XX geht, eventuell noch von recht zeitnahen Geburtstagen u.s.w. .

Bis jetzt hat es mit viel Geduld immer halbwegs geklappt , ist allerdings kein Patentrezept .

Ich hoffe für dich , das du den richtigen Weg findest .

 
#3
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Unbekannt

Gelöscht

Danke, Raucherin58, aber soweit, dass normale Unterhaltungen möglich sind, sind wir noch gar nicht.

Er ist ja noch auf Intensiv und wirklich völlig desorientiert.Die Fixierung ist auch nicht gerade hilfreich, aber was tun? Er reißt an sich herum, es ist nicht machbar ihn loszuketten ohne dass er die Kanülen entfernt. Wann wird das aufhören? 😢 Die Besuchszeiten liegen nun auch nur bei 4 Stunden, davon schläft er dann 2. Ich kann ihn zwar beruhigen, aber bin halt nur so kurz da.

#4
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Unbekannt

Gelöscht

"Wann wird das aufhören? � Die Besuchszeiten liegen nun auch nur bei 4 Stunden, davon schläft er dann 2. Ich kann ihn zwar beruhigen, aber bin halt nur so kurz da."

Ich wünschte , ich könnte dir deine Frage beantworten 😞 und ich weiß aus eigener Erfahrung das einen derart Fragen schon verzweifeln laßen . Wieso ist die Besuchszeit so begrenzt ? Kann man da nicht noch etwas aushandeln ? Also ich würde es zumindest versuchen . Das du ihn beruhigen kannst, ist doch schonmal etwas Gutes ,auch wenn es dir wenig erscheint .

Ich wünsche dir viel Kraft

 
#5

Etcetera

Basel, Schweiz

Guten Tag Selene

Bei einer Hirnverletzung lässt sich kaum abschätzen, was beim Patienten von aussen her wirklich ankommt – und was er daraus macht.

In seinem Hirn ist vieles durcheinander geraten, vieles ist vergessen und offenbar hat er noch nicht einmal verstanden, was mit ihm passierte. Es wird nun einige Tage oder Wochen daueren, bis er halbwegs zurück in der Realität ist. Und auch danach kann es noch ein langer und oft steiniger Weg werden.

Auch nach Jahren bin ich von Sachen überzeugt, die ich gesehen und erlebt habe, obwohl mir meine Partnerin und meine Vernunft sagen, das kann unmöglich gewesen sein.

Vernunft und Erklärungen bringen also vorerst wohl wenig oder nichts. Klar, dass Dich sein derzeitiges Verhalten und seine Wahrnehmung befremden. Doch seine Wahrnehmungen sind für ihn Realität, schliesslich hat er die Tiere selber gesehen. Wenn Du ihm widersprichstist es nachvollziehbar, wenn er sich von Dir nicht ernst genommen fühlt - egal wie absurd seine Behauptungen sind.

Vielleicht kannst Du aber seine Wahrnehmung etwa steuern, bis das Thema für ihn abgehakt ist.
Womöglich hat er angst vor den Tieren (Löwen? Saurier? Ungeheuer?). Ich kann mir gut vorstellen, dass Du „mitspielst“ (wie Eltern das mit Kinder machen). Sag ihm, dass Du die Tiere jetzt suchen gehst und sie wegjagst, sollten sie noch da sein. Suche sie in seinem Zimmer, verlasse es kurz um ihm zu eröffnen, dass nun alle Tiere weg seinen.

Berühre ihn, halte seine Hand, spreche sanft mit ihm, sei möglichst lange bei ihm. Viel mehr kannst Du nach dieser kurzen Zeit für ihn kaum tun – ausser die Pflegenden haben eine Idee. Frage sie einfach.

Und vergesse Dich selber nicht, Du wirst noch viel Energie benötigen.

Liebe Grüsse
Christoph

#6

jup11

Quarnbek, Deutschland

#7
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Gelöscht

@Etcetera, jup11

Danke für eure Worte. Ich versuche ihm nun immer positiv zu antworten ohne Verneinungen oder Richtigstellungen. Es gelingt mir damit gut ihn zu beruhigen.

Jedoch ist er seit 5 Tagen durchgängig fixiert. Heute war er zum ersten Mal nur 3-Punkt fixiert, davor 5-Punkt. Ist das normal? Kann man damit wund werden? Eine Verwandte sprach mich nun auf eine Sitzwache an. Ich könne eine Sitzwache bestellen, die ihn dann ohne Fixierung überwacht. Habt ihr damit Erfahrungen? Ich würde es mir nicht zutrauen.

Besuch von mir außerhalb der Besuchszeiten wurden vom Oberarzt abgelehnt, da vormittags Visite, Untersuchungen und pflegerische Tätigkeiten stattfinden.

 

#8

Etcetera

Basel, Schweiz

Guten Tag Selene

Schön, dass Du Dich so um Deinen Mann kümmerst. Auch wenn Du vielleicht vorerst nicht das Gefühl hast anzukommen, wird es ihm viel helfen.

Fixiert war ich (zum Glück) nie und ich kenne auch niemandem, dem das widerfahren ist.

Auf der Internsivstation durfte mich jeweils nur eine einzelne und sehr nahe stehende Person besuchen, das allerdings „rund um die Uhr“.

Ich denke, die Argumentation gegen Besuche Ausserhalb der Besuchszeiten bei Deinem Mann ist schon richtig. Vier Stunden in dieser Phase sind wahrscheinlich für alle mehr als genug. Du solltest Dir Zeit für Dich selber nehmen und Dein Mann braucht dringend sehr viel Ruhe und Schlaf. Vermutlich ist er auf einer Stroke Unit; besser kann er nirgends aufgehoben sein, da kannst Du beruhigt sein.

Hast Du an Deinem Mann schon Fortschritte beobachtet?

Alles Gute
Christoph

#9
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Unbekannt

Gelöscht

"Vier Stunden in dieser Phase sind wahrscheinlich für alle mehr als genug."

Also wenn es mein Liebster/Mann wäre,dann wären mir 4 Stunden auch zu wenig . Wenn man wen so richtig liebt und sich sorgt, will man ihn solange und so oft bei sich haben wie es geht .

Gefühle bewegen sich ausserhalb des rationellen Denkens ^^

( Nicht bös gemeint, ich habe es nur aus meiner Sicht geschrieben )

 
#10
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo an alle,

mein Mann zeigt geringe Fortschritte. Es ist wohl auch abhängig von den Medikamenten, die er bekommt. Er hat Phasen wo er ruhig ist und zugänglich, z.B. reagiert er dann sehr gut auf Ansprache von den Pflegern. Dann gibt es auch Phasen, wo er desorientiert und im "Wahn" ist. Er will dann weg und raus. Sobald man ihm beruhigend zugesprochen hat, geht es Sekunden später wieder los. Dabei ist er auch unwirsch, und steigert sich in Hilferufe hinein. Und das kann so die ganze Nacht gehen laut den Pflegern.

Er ist nicht allein im Zimmer und ich kann da gut verstehen, dass man nicht 24 h Besuch möchte.

Ich könnte das auch gar nicht leisten auf Dauer, wir haben ja noch Kinder. Ich weiß auch nicht ob es überhaupt so gut wäre, wenn ich zuviel in die negativen Anfälle verstrickt wäre. Ich hab das Gefühl, dass es da so einen Zeitpunkt gibt, wo er mich anfängt negativ zu besetzen und in Paranoia einzubauen. Ich glaube für ihn ist es gut punktuell stimuliert zu werden, z.B. mit Waschen, Essen, meinem Besuch, Tageslicht.

Heute hat er mir erzählt, dass er in der Nacht einen Horrorfilm geschaut hat. 😞

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