Liebe Hermana,
ich freue mich sehr von Dir wieder etwas zu lesen, denn manchmal warst Du in meinen Gedanken. Zuletzt vor ein paar Tagen, als ich unseren kleinen, neuen Freund im Garten beobachtet habe. Darf ich vorstellen? Herr Amslerich, neu bei uns im Revier und ziemlich zutraulich. Ein ganz kecker Bursche, ... und ein begnadeter und ausdauernder Sänger der sogar sehenden Auges am Kater vorbei düst, wieder und wieder, fast übermütig...
Wie es ihr wohl geht, habe ich mich immer wieder mal gefragt und gehofft, dass Du Deinen ureigenen Weg des Abschiednehmens und der Trauer gefunden hast und gehen kannst und dass Dich die Trauer nicht nieder drückt. Ja, der Abschied hört m.E. nicht am Grab auf. Eigentlich fängt er erst danach an. Dann, wenn wir zur Ruhe kommen, alles getan ist und wir die Zeit dazu haben unsere Gedanken spazieren gehen zu lassen.
Nicht umsonst gab es früher das Trauerjahr. Es ist das Jahr der gedanklichen Nähe und manchmal denke ich, das ist die Zeit in der sich noch mal die Seelen berühren können - wenn der zurück gebliebene bereit dafür ist.
Mit dem was Kirche lehrt kann ich persönlich auch wenig anfangen. Aber einen Glauben, den habe ich dennoch. Ich glaube daran, dass Energie nicht verloren geht. Ich glaube daran, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gibt als das was wir (be)greifen können. Und ich glaube an die Fähigkeit von Menschen über ihr Innerstes verbunden zu sein. Auch über den Tod hinaus.
Und auch Du hast ganz offensichtlich Deinen Glauben der Dir gut tut. (und schon wären wir bei der nächsten Frage. Nämlich, was ist Glaube 
)
Ich freue mich darüber, dass ich Dir eine Zeit lang so etwas wie Stütze sein konnte. Ich war wohl zur rechten Zeit mit dem notwendigen Verständnis für Deine Situation am richtigen Ort.... und habe an Dich nur das weiter gereicht, was ich selbst in den dunklen Phasen meines Lebens durch fremde Menschen erfahren durfte. Ich stelle mir das wie einen Kreis vor.. und ja, daran glaube ich auch. Dass uns Hilfe vorbei geschickt wird wenn wir es zulassen können. Manchmal völlig anders und durch ganz andere Menschen als wir erwartet/gedacht hätten … aber Hilfe. Zumindest ist es das, was ich bisher erleben durfte. Nun ja, und dieses Mal war eben ich dran
Bedanken musst Du Dich keinesfalls. Es fühlte sich für mich einfach richtig und wichtig an. Und deshalb war das keine Mühe!
Ich hoffe, dass Dich die Trauer nicht zu sehr nieder drückt und Dich die schönen Gedanken an Deinen Bruder auch tragen können. Und ich denke an Deine Mutter, die hoffentlich auch Trost in ihren Erinnerungen finden kann.
Wenn Du magst …. lass' irgendwann mal wieder etwas von Dir hören.