Liebe Hermana,
ja, das sind Entscheidungen die einfach überfordern.
Habt ihr abklären können wie es mit Schmerzen aussieht wenn die Sedierung abgesetzt wird?
Ich halte es für eine weise Entscheidung für alle Beteiligten, das Ende der Natur - soweit das möglich ist - zu überlassen und nicht den Maschinen. Sofern das schmerzfrei, ohne Qual möglich ist und würde es vermutlich so ähnlich sehen wie ihr. Ich vermute, dass man sich als Angehöriger leichter mit der Akzeptanz des Endes tut. Wobei für mich auch wichtig wäre so zu entscheiden wie es vermutlich der Kranke wollen würde. Habt ihr euch darüber ebenfalls ausgetauscht?
Wenn ich Dich so lese, dann war meine Entscheidung Anfang September Pillepalle dagegen. Die einzige Chance für meinen Mann die man noch sah war eine OP mit 10% Blutungsrisiko im Gehirn - Konsequenz entweder Schwerstpflegefall oder der Tot. Und ob sie glücken würde und was dann noch dadurch gerettet werden konnte, wusste man damals auch noch nicht. Im Vergleich zu dem was ihr entscheiden müsst war das fast schon eine leichte .. und trotzdem schwer .. ich stand damit fast alleine, telefonisch unterstützt durch den Sohn meines Mannes, und ich erlebte mit wie mein Mann eine Woche lang immer mehr abbaute weil die gängigen Mittel bei Schlaganfall bei ihm keine Wirkung zeigten. Damals habe ich wie ein Zombie agiert.
Die OP ist geglückt, er wurde in die Reha überführt und dann begannen die nächsten Probleme. Die Geschichte in der Reha würde schon nach den wenigen Wochen ein kleines Taschenbuch füllen. Problem war nicht der Schlaganfall, es war der Harnweg-Katheder (der sass nachgewiesener Maßen 4x falsch - zum Schluss in der Prostata - kein Wunder dass er Blut im Urin hatte und hohes Fieber). Ich möchte mir gar nicht ausmalen was da gelaufen wäre, wenn ich nicht penetrant gewesen wäre. Es lief sowieso viel zu lange - gute 3 Wochen lang (die Details lasse ich hier mal weg - das würde ein halber Roman werden) Er hat jetzt den Katheder los weil ich in der Klinik in der er wegen der Blutung zum Schluss lag darauf bestand, dass der Katheder gezogen wird (natürlich unter Beachtung von Restharn usw.). Die Reha war nur bedingt begeistert, die Klinik ebenfalls nicht - aber er hat keine Blutungen mehr und kein Fieber und die Entzündungswerte im Blut gehen zurück. Hurra könnte man jetzt sagen - tja, wenn mein Mann nicht jetzt seine Prinzessinnenader entdecken würde, teilweise die Therapie boykottiert (wenn er die Ansätze zu kindisch findet) und zu gefährlichen Aktionen neigen würde (z.B. aufstehen ohne Stütze obwohl er noch nicht stabil ist) und sich sowieso von mir nicht helfen lassen möchte (Begründung: (durch Nachfragen erfahren weil mein Mann kaum sprechen kann .. weil ich seine Frau bin *ommmm*) und schon gar nichts sagen. Wenn seine Mitarbeit und seine Ergebnisse nicht die Länge der Reha beeinflussen würden, könnte man das ja noch belächeln .. aber so?
Kurz und knapp (nachdem ich doch einen halben Roman geschrieben habe) - nachdem das Medizinische nun nach über 6 Wochen endlich einen geregelten Lauf gehen kann, fängt mein Mann mit den Spielchen an - und ich bin schrappe mit meinen Nerven am Boden herum und hätte ihn heute Abend am liebsten mit den Ohren an die Wand genagelt (na ja, vielleicht ist Zorn auch eine gesunde Regung *Ironieoff*). Dennoch bin ich morgen wieder dort, schon alleine deshalb, weil andernfalls noch nicht einmal ein regelmässiger Windelwechsel gewährleistet wäre. (und das kann man bei der Personaldecke auf der Station schon fast wieder nachvollziehen)
Aber.. Hermana.. aber ganz ehrlich. Vor dem Hintergrund dessen was ihr erleben müsst, ist das alles .. Nichts. Da wird sich vieles regeln - vielleicht auch normalisieren.
Fühl' Dich von mir in den Arm genommen und fest gedrückt. Ich hoffe, Du kannst schlafen.
Liebe Grüße
Amsel