#1

T.B.B.

Borken, Deutschland

Hallo,

mein Vater hat vor einem Monat nach einer mehrfachen Herzbypass-OP einen Schlaganfall erlitten. Heute kommt er endlich von der Intensivstation herunter und in die Rehaklinik (Phase b). Er kann schlucken, größtenteils selbständig atmen und hin und wieder zeigt er leichte Bewegungen. In den letzten Tagen wirkte er bei den Besuchen wacher, gibt aber insgesamt noch wenig Rückmeldungen (hin und wieder z.B. ein Nicken oder Tränen). Insgesamt ist also noch viel Luft nach oben, aber wir geben die Hoffnung mal nicht auf. In dem ersten Monat habe ich ganz schön viele Beiträge hier im Forum gelesen, damit ich mehr über seinen Zustand erfahre. Alle Informationen, die man von der Klinik erhalten hat, mussten sehr hart erkämpft werden. Das Informationsmanagement war also leider eine absolute Katastrophe. Immerhin haben die Pfleger/Innen immer einen sehr engagierten Eindruck gemacht und er war medizinisch (augenscheinlich) gut versorgt.

 

Wir machen uns gerade sehr viele Gedanken darüber, ob er uns sehen kann. Gibt es Möglichkeiten herauszufinden, inwieweit seine Augen noch funktionieren? Selten hat man das Gefühl, dass seine Augen einen fokussieren. Dies kann aber ja auch daran liegen, dass er einfach unsere Stimmen hört. Die meiste Zeit sehen die Augen sehr "teilnahmlos" aus oder die Pupillen bewegen sich langsam von links nach rechts. Auf einem Ärztebogen konnte ich sehen, dass es einen Punkt gibt, der irgendwas mit den Lichtreflexen und den Augen zu tuen hat. Dort stand "++". Ist dies schon ein gutes Zeichen? 

Vielleicht kann mir niemand eine Antwort darauf geben, aber vielleicht gibt es doch etwas mehr Expertise, die mir zumindest weiterhelfen kann, wie wir mit der Sorge um sein Augenlicht verfahren sollten/Klarheit bekommen können.

 

Vielen Dank euch!


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »T.B.B.« (08.05.2023, 11:54)
#2

Annin

Bayern, Deutschland

Weißt du auf welcher Seite/Gehirnhälfte der Schlaganfall war und in welchem Areal? Dann kann man auch sagen, ob es das Sehzentrum erwischt hat. Die Augen selbst würden bei einem Schlaganfall (meistens) weiterhin funktionieren, nur das Kontrollzentrum im Gehirn fällt oft aus und die Informationen werden nicht mehr verarbeitet.

vielleicht kannst du ein farbiges Tuch präsentieren und es langsam bewegen und schauen, ob der Blick folgt?

 
Der Lichtreflex könnte sein, dass bei Lichteinfall sich die Pupillen zusammenziehen. (Pupillenreflex) Es hat das Stammhirn dann nicht erwischt.


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Annin« (08.05.2023, 14:53)
#3

T.B.B.

Borken, Deutschland

Herzlichen Dank für deine Antwort! Leider wissen wir über die Areale nicht wirklich etwas. Am Anfang wurde gesagt, dass wohl der Hirnstamm betroffen ist, man konnte aber nicht wirklich sagen, was noch Schäden vom Schlaganfall von vor 5 Jahren (da hat er sich komplett von erholt) sind. Man wollte dann die Hirnschwellungen abklingen lassen und neue Bilder machen. Trotz wiederholter Nachfrage haben wir keine Informationen mehr dazu bekommen. Vielleicht erfährt man in der Rehaklinik jetzt mehr darüber. 

 

Das mit dem Tuch klingt nach einer guten Idee ! Das werde ich in den kommenden Tagen ausprobieren, Danke!

 

Der Pupillenreflex ist dann aber erstmal relativ unbedeutend?

 

Vielen Dank nochmal, über jede Information freue ich mich! 

#4

Annin

Bayern, Deutschland

Also das sollte man euch schon sagen können, welche Bereiche es betrifft; es wird ja auch ein Arztbericht erstellt. Den könnt ihr auch anfordern.

Ihr könnt auch den Hausarzt bitten, dass er schaut, ob er schon Berichte aus dem Krankenhaus bekommen hat und euch erklären lassen. Oder ihr bittet den Hausarzt in der Klinik nachzufragen, wie denn die Sachlage ist.

 

Das mit dem Pupillenreflex ist schon sehr wichtig, denn wenn er nicht funktioniert, sind sehr wichtige, elementare Gehirnbereiche beschädigt. 

Ich bin aber nicht vom Fach, von daher muss man schauen, was die Ärzte euch sagen. 


Du kannst die Hand deines Vaters nehmen und ihn bitten, deine zu drücken. Vielleicht geht da etwas. Und ansonsten mit Berührungen arbeiten. Vielleicht findest du auch einen Flieder, an dem er riechen kann? 

Schlucken und atmen ist schon mal gut. Hat man gesagt, wie es mit der Sprache ist? 

Ich wünsche deinem Vater eine gute Genesung und dir bald ein paar Infos und viel Kraft!

#5

T.B.B.

Borken, Deutschland

Vielen Dank!!

 

Die Verlegung hat gut geklappt und morgen gibt es in der Rehaklinik ein Gespräch mit der Ärztin. Dann erfahren wir hoffentlich mehr darüber, was im Arztbericht steht. Leider stimme ich dir zu, dass man so grundlegende Sachen wirklich wissen sollte. Nach der Herz-OP wurde meine Mutter angerufen und es wurde nur gesagt, dass die OP super verlaufen ist und der Schlaganfall wurde verschwiegen und meine Mutter hat es dann erst am nächsten Tag beim Besuch sehen können. Das sagt eigentlich schon alles.

 

Das mit dem Pupillenreflex klingt gut, danke! 

Mit dem Sprechen wissen wir es leider noch nicht. Nach dem Luftröhrenschnitt hatte er bisher keine Sprechkanüle drin. Im KH wurde die Trachealkanüle kein Mal gewechselt und war zudem auch zu groß. Die Logopädin in der Rehaklinik war auch sehr verwundert/ leicht entsetzt darüber. Sie wollen es aber zeitnah mit einer Sprechkanüle versuchen. 

 

Viele Grüße (und danke!)

#6

Annin

Bayern, Deutschland

Hallo,

wie hat es sich denn bei deinem Vater weiter entwickelt bzw wie geht es ihm und dir? 

LG

Annin

#7

T.B.B.

Borken, Deutschland

Guten Abend,

 

Danke der Nachfrage!

Das Gespräch in der Rehaklinik am letzten Mittwoch war extrem düster. Wir wurden schon darauf eingestellt, dass er entweder extremst pflegebedürftig bleiben wird oder palliativ behandelt werden wird. Die Herzentzündung war sehr akut, es wurde von akutem Nierenversagen etc. gesprochen. In den letzten Tagen haben sich aber die meisten Werte doch wieder verbessert. Gestern konnte er sogar einige Worte sprechen. Leider arbeitet sein Verdauungstrakt noch nicht wirklich, was die Nahrungsaufnahme sehr schwierig macht. Die größte Herausforderung wird es aber wohl sein, dass die Trachealkanüle abgewöhnt wird (ansonsten sollte man sich die Frage stellen, wie lebenswert das Leben ist, sagte die Ärztin). Gestern wurde sie mal anderthalb Stunden geblockt und es hat relativ gut geklappt, auch wenn es für ihn sehr anstrengend war. Ob es so positiv weitergeht, kann man wohl noch nicht absehen. Nach dem Training gestern (sowie auch heute) war er fast nur am schlafen, auch wenn er auf einen reagiert, wenn man ihn anspricht. Alles sehr schwierig abzusehen. Mit den Augen sind wir noch nicht wirklich weiter, weil so viele andere Sachen in letzter Zeit passiert sind.

 

Liebe Grüße 

#8

Annin

Bayern, Deutschland

Hallo,

das tut mir sehr leid, dass ihr so eine schlechte Prognose erhalten habt. Du hörst dich dennoch sehr gefasst an.

So recht medizinisch verstehen kann man die Genese des Schlaganfalls auch nicht und es hört sich auch so dubios an, dass man euch nicht direkt vom Schlaganfall erzählt hat. Da kann man ruhig auch mal alle Unterlagen aus dem Krankenhaus anfordern und nachschauen, was da schief lief. (Auf der anderen Seite hatte dein Vater wohl auch ein massiveres Gesundheitsproblem.)

Es gibt eine goldene Regel: So lange Fortschritte gemacht werden, wird therapiert und rehabilitiert. Und das scheint bei deinem Vater ja durchaus der Fall zu sein. Dass die Verdauung nicht so gut läuft, ist nicht ungewöhnlich, wenn man bedenkt, dass er seit dem Schlaganfall nur liegt und dabei Muskulatur abbaut und eben eine träge Verdauung bekommt. Noch dazu kommen auch einige Körperfunktionen durch einen Schlaganfall durcheinander. Schmerz- und Druckempfindung oder Kälteempfindung zum Beispiel. Oder hat man erklärt, weshalb die Verdauung durch den Schlaganfall betroffen sein soll?

Ich kann aus der Ferne nicht so viel herauslesen, aber lasst euch nicht zu früh zu größeren Entscheidungen drängen. Du schreibst, dein Vater macht Fortschritte, er hat es auch ein bisschen ohne Trachealkanüle geschafft! Er hat auch schon ein paar Worte gesagt! Das er viel schläft, ist normal und auch gut für das Gehirn. Die Aufmerksamkeitsspanne kann nach einem SA sehr kurz sein. Wir haben dann immer gesagt, dass ja alles, was gerade neu gelernt wurde, nun auch verarbeitet werden muss. Man muss natürlich manchmal um die Aufmerksamkeit kämpfen, aber man merkt auch schnell, wenn es einfach nicht mehr geht. Das wird aber alles deutlich besser. Wir konnten manchmal nur 2 Minuten arbeiten, wenn die betroffene Hirnstelle gefordert war. Es ist einfach wahnsinnig anstrengend, das kann man sich als nicht betroffene Person nur schwer vor Augen führen. Spürst du seinen Willen und seine Kooperation, wenn trainiert wird?

Ich weiß nicht, was man euch über sein Gehirn gesagt hat: wie viel ist betroffen, wird er gänzlich zu Bewusstsein kommen, weiß er, wo er ist etc? Es gibt so viele Abstufungen bei Schlaganfällen und deinen Vater hat es ordentlich erwischt. Wie alt ist dein Vater denn?

 

Ich wünsche euch alles Gute! Du musst auch gar nicht antworten, denn du hast genügend andere Probleme; die Fragen kannst du auch nur für dich beantworten.

Annin

 

#9

T.B.B.

Borken, Deutschland

Guten Morgen, über das Nachforschen und Weiterreichen der Unterlagen, wenn man sie hat, habe ich auch schon nachgedacht. Bisher konzentrieren wir uns aber schon einfach auf die aktuelle Phase. Das nimmt schon genug Kraft in Anspruch, auch wenn ich es abends versuche irgendwie sachlich zu sortieren. 


Der Thalamus ist auch wohl sehr beschädigt, aber auch wenn er im Gespräch auch noch einmal als "Tor zum Bewusstsein" beschrieben wurde, hatten sie dennoch gesagt, dass mein Vater möglicherweise das meiste wahrnimmt. Wenn er nicht schon im Krankenhaus gelegen hätte, wäre er nach der Ansicht der Ärzte auch auf jeden Fall schon verstorben. Jetzt sprechen sie immerhin davon, dass sie "vorsichtig optimistisch" sind. 

Wir haben selber auch das Gefühl, dass er in den richtigen Wachphasen so ziemlich alles wahrnimmt. Sein Nicken, Kopfschütteln, Schulterzucken sind in den Fällen schon sehr zielgerichtet. Auf die Frage, wie viele Kinder er hat, antwortete er mit "5", hatte da aber wohl seine Enkelkinder im Kopf. Die Logopädin sagte auch, dass er doch gestern schon die richtige Antwort gegeben habe. Er sollte direkt bei meinem Kommen sagen, welcher Sohn wohl gerade gekommen ist, er sagte den Namen meines Bruders, war aber auch unter extremer Anstrengung. Dennoch scheint im Kopf sehr viel zu stimmen. Bei Sprachnachrichten seiner Enkel beschleunigt sich in den Wachphasen auch immer seine Atmung oder er wirkt direkt sehr traurig oder lächelt genau dann. Mein Vater wird im kommenden Monat 71 Jahre. 

 

Sie haben auch nur gesagt, dass die Verdauungsmuskulatur noch nicht wirklich arbeitet, versuchen es gerade mit geringerer Mengen an Nahrung. Vorher musste er sich regelmäßig übergeben und die Kaliumtabletten gegen seine Nierenschwäche haben zu Durchfall geführt. Blöd dabei zudem, dass er schon einen Dekubitus am Gesäß hat. Er wurde jetzt immerhin schon die ersten Male in den Rollstuhl gesetzt. Bei den Trainingseinheiten, bei den beiden Malen, die ich dabei war, war er schon sehr ehrgeizig und wollte das Programm durchziehen.

 

LG

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