Hallo Waldi,
zuerst einmal herzlich Willkommen, wenn man davon überhaupt reden kann, denn lieber würde man erfreulichere Dinge austauschen.
Was die Aufwachphase betrifft, kann ich dich beruhigen, das kann noch eine Weile dauern. Bei uns war es so, das mein Mann 6 Wochen im Koma lag, wegen ständigen Blutdruckspitzen immer wieder sediert werden musste. Nach 6 Wochen hat es dann geklappt und er ist langsam, aber sehr langsam aufgewacht und in der Frühreha musste er abermals sediert werden - zwar immer nur wieder leicht, aber dort ging es auch noch ca. 2 Wochen,bis er ein wenig reagiert hat. Dann langsam begann das sog. "Durchgangssyndrom" -gehört immer noch zur Aufwachphase - in dieser Phase baut der Körper des Patienten immer noch Sedierungsmittel ab und sein Gehirn sortiert sich - daher kann es euch passieren, das deine Schwester ein wenig Durcheinander redet - oder in einer ganz anderen Zeit ist. Mein Mann hat in dieser Phase gerade sein Abitur gemacht und ab dort hat er aufgearbeitet, bis er dann in der richtigen Zeit angekommen war. Diese Phase dauerte nochmals ca. 8 Wochen.
Jeder Körper baut die Sedierungsmittel anders ab - auch wenn viele Ärzte sagen, das 3 Tage nach Sedierungsabsetzung der Patient wachs ein muss, das ist Müll - glaube da nicht dran, so steht das im Lehrbuch und klappt wohl nur bei Kurzzeitkomapatienten, aber nicht bei Patienten die länger als 4 Tage im Koma liegen. In der Regel wird ja nach 3-4 Tagen schon der erste Weckversucht gestartet, aber je nachdem wie die Komplikationen sind, fährt man den Körper so lange in den Ruhezustand, solange es der Patient benötigt. Und wenn deine Schwester jetzt noch nicht aufwacht, dann kann es sein, das ihr Körper noch einen Selbstschutz aufbaut - um noch zu erholen.
Es ist schon ein gutes Zeichen, dass sie die Augen öffnet, für den Rest lasst ihrem Körper noch Zeit. Das ist ein völlig normaler Verlauf, so kann ich dich wirklich trösten und habe ich hier oft gelesen und selbst so erlebt bei meinem Mann.
Was ihr jetzt schon tun könnt: Bringt ihr Düfte und Dinge mit, die sie an Zuhause erinnern. Ihre Lieblingsmusik, ihr Parfüm usw. Das gehört schon zur ersten Therapie, die ihr selbst durchführen könnt. So kann das Gehirn deiner Schwester auch schneller einsortieren ..... (so sind auf jeden Fall die Erfahrungen und dazu wurde ich immer aufgefordert - schon auf der Intensivstation der Stroke Unit.
Lass deiner Schwester Zeit, lass ihrem Körper Zeit - sprecht mit ihr, erzählt ihr .... macht ihr Mut, erzählt ihr, was sie vor hatte in ihrer Zukunft .... das ist ganz wichtig.
Ich drücke euch die Daumen und hoffe ich konnte euch ein wenig trösten.