#1
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Hallo, ich bin neu hier und ich muss jetzt unbedingt mal mit jemand "reden", der weiß von was ich spreche.

Mein Vater, 81 Jahre, hatte am 30. Januar 2010 einen schweren Schlaganfall mit Einblutung und kann seit dem nicht mehr sprechen. Er würde ja gerne viel erzählen und macht das auch, aber leider kommt nur immer "dadadadada". Dieses "dadadada" betont er aber immer passend: entweder als Frage oder als Feststellung oder hocherfreut, wenn er seine beiden Katzen sieht usw. usw. Aber es kommt leider kein verständliches Wort über seine Lippen. Alles andere, was stark betroffen war, hat sich sehr gut verbessert. Er kann wieder schlucken – war vorher überhaupt nicht möglich und er hatte sogar für 4 Monate eine Magensonde (furchtbar!). Leider war mein Vater vorher bereits körperbehindert. Er ist links oberschenkelamputiert und sein linker Arm ist teilweise gelähmt. Da der SA links war, ist jetzt natürlich sein rechter Arm auch noch ein Problem-Arm. Meine Mutter betreut meinen Vater – für meine Begriffe leider ein wenig zu viel. Sie füttert ihn immer – sie könnte ihm ja auch mal etwas hinstellen, er würde es schon essen. Es würde halt ziemlich viel daneben gehen, aber was soll's. Übung macht den Meister. Aber das ist nicht das Problem – das Problem ist, dass meine Mutter durch das ewige "dadadada" völlig überfordert und nervös ist. Ich habe das Gefühl, mein Vater versteht nicht alles, aber sehr viel. Wenn ich frage, "wie spät es ist?" zeigt er mir seine Armbanduhr. Wenn ich sage, heute ist es sehr warm und sonnig, schaut er zum Himmel hinauf. Wenn ich nur "Bärli" erwähne, sucht er sofort nach seinem Kater! Aber wenn wir ihn fragen, ob er auf Toilette muss, nickt er weder mit dem Kopf noch schüttelt er den Kopf. Was machen wir falsch. Gestern hat er sich den ganzen Nachmittag geplagt, weil er dringend auf die Toilette musste, aber er konnte es uns nicht mitteilen. In die Hose macht er absolut nicht – er verdrängt es dann den ganzen Tag. Kann es daran liegen, dass meine Mutter immer fragt, ob er auf den "Nachstuhl" muss??? Ich habe ihn aber auch gefragt, ob er aufs Klo muss – es kommt keine nachvollziehbare Antwort. Man muss ihn dann schon mit Gewalt auf die Toilette setzen und dann geht es. Er deutet schon immer auf seinen Bauch, aber bei der Frage "Nachtstuhl", "Toillette" kommt keine nachvollziehbare Antwort. Nachts hat meine Mutter das Problem nicht so sehr. Denn wenn er nachts "dadadadadada" sehr laut ruft, dann muss er dringend auf Toilette – aber tagsüber ….

Vielleicht hat ja jemand ein paar Tipps, was wir besser machen können!

Vielen Dank fürs Zuhören!:D 

#2
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Hallo

ich hatte vor ein 1Jahr einen schlag mit globaler aphasie. Menschen mit einer Aphasie sind nicht geistig behindert. Sie können logisch denken und Situationen richtig erfassen und beurteilen, das schreibst du ja.

es ist natürlich sehr nervent aufreibend bei dadada, ich konnte erst garnicht sagen,

aber dein vater meint das  sein dada normal worte sind, dein vater steht unter strom. 

wichtig ist das ihr ruhig bleibt und das wirkt sich auf ihm aus,

habt ihr schon mal mit der logopädin gesprochen wegen einem sprachcomputer???

wenn ich das lesen könnte ich weinen, dein vater bekommt doch alles mit,

ich hatte auch am anfang das problem nicht alles sofort umsetzten zu können,

zeit spielt hier eine rolle, bereitet ihm vor wenn ihr meint er müßte zum klo, alles mit ansage so das der kopf zeit hat das gesagt um zusetzen und lass die gewalt weg du kommst später nicht damit zurecht

lg. maigloeckchen

 

 

 

#3
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Hallo Knöpfchen,

hat dein Vater eventuell ein Problem damit zur Toilette zu gehen, wenn zu viele "Leute"  um ihn herum sind?

#4
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Hallo maigloeckchen,

vielen Dank für die Antwort. Es ist sehr interessant, dies von jemand zu hören, der selbst betroffen war. Ich habe schon mit meiner Mutter gesprochen, aber ich glaube einfach, sie ist total überfordert. Habe auch bereits im Forum gestöbert und es ist mir aufgefallen, dass viele betreuende Personen überfordert sind, sich aber selbst nicht helfen lassen. Mein Vater bekommt jetzt dann einen Sprachcomputer - ich hoffe sehr, es geht dann besser. Ich persönlich finde, dass mein Vater schon große Fortschritte gemacht hat, aber meine Mutter sieht alles sehr negativ. Sie setzt viel zu viel voraus und hat leider zu wenig Geduld. Sie pflegt meinen Vater sehr aufopferungsvoll - daran gibt es keinen Zweifel, aber wenn sie so weitermacht, klappt sie bald zusammen.

Eigentlich sollte sie sich hier im Forum Rat suchen ....

Vielen Dank nochmal

Knöpfchen

 

 

#5
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Hallo Knöpfchen,

meine Frau (jetzt 61) bekam einen Schlaganfall in der Nacht nach einer Unterleibsoperation (Totaloperation, Gebärmuttekrebs). Durch ein Blutgerinsel wurde die mittlere Hirnstromaterie verstopft. Aufgrund der vorausgegangenen OP konnnte der SA nicht behandelt werden. Ein Aspirin hätte schon mit großer Sicherheit zum Vebluten geführt. Das Ganze dauerte ca. 45 min. Danach waren etwa 30% der linken Hirnhälfte zerstört. Folge: totale Lähmung der rechten Körperhälft incl. Blase und Dickdarm und Zerstörung des Sprachzentrums. Lt. Aussage der Ärzte der Stroke Unit lag ihre Überlebenschance unter 40%. Soviel zur Vorgeschichte. Der SA passierte am 04.09.2008. Ich wollte unbedingt einen Weg finden, mit meiner Frau zu kommunizieren und fing am Tag nach dem SA an, in Blockschrift auf lose Blätter einfache Begriffe zu schreiben und hielt sie ihr zum Lesen vor. Da sie nicht sprechen konnte, haben wir uns auf ein einfaches Ja / Nein System geeinigt. Ja = meine Hand drücken, Nein = nichts tun. So konnte ich herausfinden, ob sie die Wörter überhaupt versteht. Nach einiger Zeit klappte das halbwegs. Ich habe während der Zeit in der Stroke Unit bestimmt 100 Zettel geschrieben und jeden Tag vielmals mit Ihr geübt. Die Ärzte sagten, das mache keinen Sinn weil sie es evtl. lesen kann, aber den Sinn nicht verstehen kann. Daraufhin habe ich dann Fragen formuliert wie: Nele (unsere Enkeltochter) hat Durst. Was muss Nele tun? Ein Zettel - trinken - , Ein Zettel -essen -. Beim Zettel -trinken- wurde die Hand gedrückt, beim Zettel - essen - geschah nichts. Sie hatte mich also verstanden. Das wäre vielleicht ein Weg, mit Deinem Vater wieder zu einer Verständigung zu kommen. Ach ja, als sie nach etwa 4 Wochen wieder in der Lage war etwas zu sagen, konnte sie versuchen was sie wollte, sie sagte immer Messer. Aber auch das ist jetzt Vergangenheit. Mittlerweile können wir uns wieder halbwegs verständigen. Und ich bin sicher, das Sprachzentrum wird sich in der heilen rechten Hirnhälfte wieder komplett neu bilden. Nur es braucht viel Zeit und eine gute Logopädin.

Ich hoffe, ich kann Euch etwas weiterhelfen. Wenn Du Fragen hast, frag einfach...           

#6
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Hallo Bernd,

das finde ich einen super Tipp und werde es auch gleich mal beimeinem Schwiegervater ausprobieren.

Gruß Vanni

#7
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Hallo Knöpchen

Dein Vater kann mit verschiedenen Worte nichts anfangen, so geht es auch meinem Mann. Versucht es mit anderen Worte, wie Klo, WC. Wenn er das nicht versteht, kannst Du auch mit Bilder arbeiten.Male ihm ein Klo zeige es ihm, frage ihn, ob er auf das Klo muss.Wenn er noch lesen kann, ist auch die Idee von Bernd sehr  gut. Vielleicht ist es Deinem Vater ja auch möglich einzelne Worte zu schreiben.

Wünsche Euch alles Gute Moonlight

 

 

 

 

 

#8
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Hallo Knöpchen,

manche Menschen verlieren durch den Schlaganfall auch das Gefühl, wann sie auf Toilette müssen und wann nicht. Dann denken sie, sie "müssen", aber es kommt nichts.
Vielleicht ist dein Vater in der Hinsicht auch einfach unsicher, auch wenn es manchmal "klappt".

Liebe grüße und alles Gute, caro

#9
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#10
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Wegen Toilettengang...hat vielleicht ja auch was mit Stolz zu tun. Es ist nicht leicht, plötzlich auf andere Menschen angewiesen zu sein.

Ob Deine Mutter Deinen Vater füttert oder nicht, ist eine Gratwanderung. Zum einen sollte Dein Vater üben, üben, üben. Zum anderen darf er nicht auf allen Ebenen verzagen, weil z.B. das Essen immer runterfällt. Langfristig ist es bestimmt für alle besser, wenn er es irgendwann wieder selbst hin bekommt. Mache das Deine Mutter klar. Langfristig hilft sie mehr, wenn sie nicht so viel hilft.

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