#1
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Unbekannt

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Hallo,
 
ich hatte schon einige male von meinem Vater berichtet.
Heute bezieht sich meine Frage aber auf seine Sprache. Er hat eine globale Aphasie - spricht aber viel in "seiner Sprache". Wie ist es als Betroffener - glaubt man selbst, dass man verständlich spricht?
Wir sind froh, dass er überhaupt so "brabbelt" und ab und an kommen auch "gute, verständliche" Worte, die uns wieder hoffen lassen. Seine Sprache lässt uns erkennen, ob er ein Ja oder Nein hören will. Schwierig ist es nur, wenn er Fragen stellt, die wir nicht verstehen und somit auch nicht beantworten können - da wird er richtig wütend. Die Logopädie pausiert im Moment - die letzten Tage in der Reha hat er sie total verweigert und nun soll er sich erstmal an zu Hause gwöhnen. Einige Namen kommen gut und deutlich - anderes wieder völlig wild und unklar.
 
Wie sind eure Erfahrungen mit Angehörigen oder selbst??
 
Freue mich wie immer über jeden guten Rat und Tipp.
#2
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Unbekannt

Gelöscht

hallo kiruku,

das mit dem wütend werden kann ich nachfühlen.
alles ist sehr anstregend, und dann kommt es nicht richtig raus.

zu anfang war ich noch zu langsam , um im gespräch mitzuhalten. war ich endlich soweit, kam ich nicht drann, war zu leise, oder mußte erst mal schlucken.
die anderen hatten dann meist schon anderes angesprochen. mitunter mußte meine meinung auch bei mir bleiben.

ich kam mir auch immer wie "über den schnabel gefahren"! vor. irgendwann verbat ich es mir.

ich glaube sagen zu können, dass er ja schon einiges kann und sehr viel üben muß, wieder flüssiger oder umfangreicher im sprechen zu werden.

und nicht "madig" machen lassen. zum bespiel kann er die hand heben, wenn er gerade was sagen kann.

ichg finds klasse, dass er vor sich hinbrabbelt, dass zeigt doch, dass da noch viel ist. weitermachen!

SDK

viel laut lesen ist bestimmt nicht schlecht, und mit der logopädin alles ab- und besprechen, damit ihr den richtigen zugang zu ihm habt.

ermuntert ihn, dass er weitermacht, was anderes wird auch nicht helfen.
#3
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Unbekannt

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Hallo Zebin,
 
danke.
 
Wir reden viel mit ihm, ich lese ihm auch vor - alles schön langsam und deutlich.
Ich kann es auch gut nachvollziehen, wie es ihm geht aber wir sind dankbar über jedes verständliche Wort und geben ihn auch die Zeit zum "brabbeln" - so viel hatte er vor dem Schlanganfall nicht zu erzählen - nur jetzt ist es viel schwieriger geworden.
 
Wir geben die Hoffnung nicht auf und ich habe auch schon einen Termin mit einer Logopädin geplant.
 
Viele Grüße
kiriku
#4
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Unbekannt

Gelöscht

ICH WOLLT NOCH SAGEN

verweigert hat er sicherlich aus frust.

zu anfang denkt man wirklich, wieder die schulbank drücken zu müssen, das sieht auch aus, wie spielkram, aber es sind grundlagen, denn er muss wieder ganz von vorne beginnen. sitzen die, gehts leichter, einiges kommt sogar wieder. aber das gute ist, wir wissen wie es mal war und können aus der erinnerung lernen.
ich hab meine betonung zurück und beim schreiben die handschrift wieder.

von geburt an betroffene kennen ein unbeschwertes gefühl gar nicht, darum fällt ihnen vieles viel schwerer zu lernen, mitunter geht auch gar nichts.

SDK

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal bearbeitet, zuletzt von »Zebin« (13.02.2008, 18:18)
#5
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Hallo Kiriku, 
 
ich schreibe Dir hier nochmal die Antwort, die ich Agnes geschrieben habe.
Meine Mama hatte vor 2 Jahren auch einen schweren SA und leidet seitdem unter globaler Aphasie. Sie konnte am Anfang gar nicht mehr sprechen. Mittlerweile kann sie sogar manchmal ganze Sätze sagen.
Wir haben ihr am Anfang ein Komm-Buch gemacht. Dort wurden Bilder von allen Verwandten, Bekannten, Ereignissen usw. eingeklebt und drunter wurde die Siutuation oder die Menschen beschrieben. Außerdem wurden dort Bilder mit den Motiven von: Essen, Toilette, Trinken, etc. eingeklebt und wenn meine Mama was wollte konnte sie draufzeigen. Außerdem konnte sie so in der Reha den anderen Mitpatienten die Bilder zeigen etc. Auf dieses Komm-Buch war meine Mama auch sehr stolz und zeigte es mit großer Freude den anderen.
In der Reha fingen wir auch an mit Memory. Am Anfang war das sehr schwierig für sie, fast unbegreifbar. Aber mit der Zeit machte es ihr Spaß und ihr Gehirn/Gedächtnis wurde wieder trainiert. Auch mit Kinderpuzzles haben wir angefangen, aber das war und ist ihr viel zu schwer. Mittlerweile spielt sie auch supergern Mensch ärgere dich nicht.
Hörbücher finde ich schwierig, weil ich glaube für den Anfang ist es für deinen Schwiegervater sehr schwer dem zu folgen. Vielleicht lieber ein bißchen Musik mit seinen Lieblingsliedern, du wirst sehen durch die Texte lernt er auch wieder etwas dazu.
Leider hatte meine Mama nicht so viel Glück und war rechtsseitig komplett gelähmt. Mittlerweile kann sie aber wieder ein bißchen laufen, nur der Arm ist noch total bewegungsunfähig.
Also hab Mut, es hätte noch schlimmer sein können! Und das mit dem Sprechen das ist echt wieder lernbar! Wir haben auch eine "kleine" Selbsthilfegruppe für Aphasiker gegründet. Das macht meiner Mama auch viel Spaß wenn sie mit Leuten zusammen ist, die das gleiche Schicksal haben wie sie und sieht das nicht alle perfekt sprechen können.
Ich hoffe ich konnte Dir ein bißchen weiterhelfen!
 
Liebe Grüße Mikesch
:D
Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Mikesch« (14.02.2008, 10:00)
#6
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo,
zu Deinen Fragen bezüglich der Aphasie empfehle ich dringend Kontakt mit dem Bundesverband Aphasie und dem Aphasie-Zentrum in Vechta aufzunehmen. Der Bundesverband ist ein Selbsthilfeverband in Würzburg, der neben vielen Informationen und Adressen (über Rehakliniken, Therapeuten, Selbsthilfegruppen usw.) auch eine Menge hilfreicher Broschüren rausgibt (www.aphasiker.de)
Das Aphasie-Zentrum in Vechta ist eine spezielle Einrichtung die auch vom Bundesverband zum "Bundeszentrum" ernannt wurde. Im Aphasie-Zentrum bekommt man ebenfalls zu fast allen Fragen hilfreiche Antworten, viele Inforamtionen und Broschüren. Zusätzlich können hier auch Patienten (auch mit Angehörigen) zu einer intensiven stationären Therapie aufgenommen werden. Es arbeiten dort Sprachtherapeuten, Ergotherapeuten und Krankengymnasten. Zusätzlich erhalten die Patienten eine Menge Angebote wie z. B. Kunst- und Musiktherapie, Kreativangebote usw.
Der Vorteil im Vergleich mit einer "normalen" neuroligischen Klinik ist, dass das Aphasie-Zentrum "nur" Patienten mit einer Aphasie aufnimmt. Die Gäste sind in der Regel 4 Wochen stationär untergebracht und bleiben in diesem Zeitraum auch als Gruppe von bis zu 30 Pers. konstant (Gruppengefühl, familär, viel Kommunikation möglich, viel Erfahrungsaustausch zwischen den Angehörigen etc.).
Ab dem 01.03.08 hat das Aphasie-Zentrum auch die Zulassung als Pflegeinrichtung u. kann dann auch über die Pflegekasse (Verhinderungs- und Kurzzeitpflege) abrechnen.
Zusätzlich werden auch Wochenendseminare für Betroffene und Angehörige angeboten, in denen auch viel Aufklärungsarbeit geleistet wird.
Infos: www.aphasie-zentrum.de oder einfach mal anrufen: 04447/970-0
Viel Glück und alles Gute!!!!
Petra

Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Admin« (19.02.2008, 21:03)
#7
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Unbekannt

Gelöscht

hallo petra pekeler,

ich hatte auch schon vor deine einrichtung zu nennen.
ich freute mich besonders, als es schon drin stand.

ich kann wenigstens vom stamm bundesverband in würzburg nur positives berichten.
selten sind kongresse so persönlich und wohlfühlend, aufbauend.

das aphasie-zentrum vechta-langenförden wird ebenso erfolgreich sein.

ich kenne zwar schon deinen chef, herrn dornieden, der alle atribute mit ins aphasie-zentrum mitnimmt und sein eigenes geschick und grundwissen noch hizufügt, und deins kommt noch dazu.

leider war ich noch nicht persönlich da.

wär klasse, wenn sie mich mal einladen, damit ich viel positives an betroffene weiterempfehlen kann.

SDK

Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal bearbeitet, zuletzt von »Zebin« (14.02.2008, 19:59)
#8

Admin

Lübeck, Deutschland

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