#1
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Hallo zusammen,

schön, dass ich dieses Forum gefunden habe, denn wir wissen einfach nicht mehr weiter. Vielleicht bekomme ich hier einige „Denkanstösse“.

Die über alles geliebte Mutter meines Lebensgefährten hat Mitte November 2010 einen Schlaganfall erlitten. Sie ist jetzt 83 und war immer eine sehr agile, selbstbestimmte resolute Person, die sich für Politik, Wirtschaft und Wissenschaft interessierte und sich den ganzen Tag um ihren Haushalt gekümmert hat. Sie lebte allein in der Wohnung, aber mein LG (Einzelkind) war jedes Wochenende bei ihr (wir wohnen 50 km vom Elternhaus entfernt) und wir haben dann oft zu dritt etwas unternommen. Unter der Woche hat er sie täglich 2-3 mal angerufen, um sich zu vergewissern, dass es ihr gut geht. Der Schlaganfall kam natürlich genau da, als wir in Urlaub waren. Es war tragisch und dieses Erlebnis zu erzählen sprengt hier den Rahmen. Es ist ein absoluter Alptraum.

Fakt ist, wir wissen nicht wie viel Zeit vergangen ist, bis der Notarzt durch uns alarmiert wurde. Sie war dann zwei Wochen im KH, danach einige Wochen auf Reha und ist jetzt in einem Seniorenpflegeheim in ihrer Heimatstadt. Sie ist halbseitig (rechts) gelähmt und kann nicht sprechen, d.h. sie „spricht“ durch Mimik und Gesten und mit einem dauernden „wisiwisiwisi…“ in sämtlichen Tonlagen und Lautstärken, je nach Stimmung und Laune. Die ersten zwei Wochen hatte sie Schluckbeschwerden und wurde über eine Nasensonde ernährt. Dies hat sich wieder gebessert. Mittlerweile kann sie wieder selbst essen und trinken – und das ist jetzt unser großes Dilemma – wenn sie möchte, denn ganz oft weigert sie sich. Es ist zum verzweifeln! Es kostet uns (mein LG ist täglich bei ihr) und das Pflegepersonal enorm viel Geduld und Überredungskunst, sie zum Essen und Trinken zu „überreden“. Meistens klappt es dann doch irgendwie, aber manchmal geht gar nichts! Vor ihrer Erkrankung hat sie auch gut uns ausreichend gegessen, sie ist aber trotzdem schlank.

Was uns noch fertig macht - sie lehnt sämtliche Therapien ab! Allein das Wort „Therapie“ sorgt dafür, dass sie sich aufregt und lautstark gestikuliert, dass sie das nicht möchte. Auch, wenn ein Therapeut sich ihr nähert, fängt sie lautstark an zu „schimpfen“. Mein Freund (der das allerbeste für seine Mutter möchte, es zerreißt ihm das Herz) sorgt dafür, dass sie sämtliche Therapien bekommt, aber sie lehnt alles ab. Die einzige, die einigermaßen Zugang zu ihr hat, ist die Ergotherapeutin. Aber auch die hat es manchmal schwer mit ihr. Ganz besonders schlimm ist es aber mit dem (mittlerweile dritten!) Logopäden. Da kommen wir überhaupt nicht weiter und wir denken, wir müssen auch hier wieder abbrechen. Sie will einfach nicht wahrhaben, dass sie nicht sprechen kann, dass wir sie nicht verstehen. Wie gesagt, es kommt nur ein „wisiwisiwisi…“, das manchmal überhaupt nicht zu stoppen ist. Was können wir da tun? Hat jemand eine Idee? Wir haben es schon mit Singen probiert, das geht so lala, denn sie hat selbst anscheinend nicht so gern gesungen, meistens will sie nicht mitmachen. Wir haben schon oft versucht, ihr zu erklären, dass sie nicht sprechen kann und wir sie nicht verstehen, aber sie selbst sieht das anscheinend anders. Wir haben schon den Eindruck, dass sie uns versteht und dass sie fast alles mitbekommt. Sie ist meistens schon sehr rege und macht mit ihren 83 Jahren einen vitalen Eindruck (wie vorher auch). Sie hat ganz oft lustige Phasen, in denen sie mit den Pflegekräften „rumalbert“. Sie „spricht“ auch mit anderen Patienten, indem sie ihnen die Hand tätschelt oder die Wange streichelt und sie dadurch anscheinend trösten will. Aber sie hat auch ihre Phasen in denen sie herzzerreißend weint. Es ist so ein Jammer!

Wie bekommen wir sie aus dieser Verweigerungshaltung heraus, was können wir ansonsten tun? Sie zum Sprechen animieren? Wir sind für jeden Ratschlag und jede Idee dankbar.

 Es tut mir leid, wenn der Text so lang geworden ist. Auf jeden Fall Dankeschön fürs „Zuhören“.

Ich wünsche allen hier alles erdenklich Gute, ganz viel Kraft und Durchhaltevermögen.

 Petra

#2
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Liebe Petra,

 

vieles was Du erzählst kommt mir sehr bekannt vor.

Nachdem mein Vater einen SA erlitten hat, waren/sind starke Stimmungsschwankungen und Verweigerung der Therapiemaßnahmen, Essensverweigerung an der Tagesordnung.

Uns wurde erklärt, dass mein Vater nach seinem SA eine schwere Depression bekommen hat.

Er bekommt seit einiger Zeit Antidepressiva und sein Zustand hat sich schon etwas gebessert.

Vielleicht könnt ihr ja mit eurem Neurologen sprechen?

Ich wünsche Euch alles Liebe und Gute!

#3
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Hallo Petra,

meine Ma hatte auch eine rechtseitige Lähmung und eine globale Aphasie. Sie erlitt den SA infolge einer ganz anderen Erkrankung. Sie war insgesamt 1,5 Jahre in Kliniken. Es war auch ein Alptraum. Sie war und ist heute auch noch ärgerlich, wenn wir sie nicht verstehen. Es ist von der Tagesform abhängig. Manchmal fließen einige Sätze, die uns dann in Erstaunen versetzen und dann wieder ist sie sehr schwer zu verstehen. Mit der Zeit fühlt und versteht man mit dem Herzen, liest über Gestik und Mimik.Meine Ma hatte keine Verweigerungshaltung, da ich sie immer über ihren kleinen Enkel locken konnte. Das war ihr roter Knopf, den ich immer gedrückt habe. Was hat ihr früher Freude bereitet?

ich wünsche Euch viel Kraft, es wird schon.

LG

Hanne

#4
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Hallo meine Liebe,

 

dich hat es je schwer getroffen mit deiner Mutter.

Wollte Dir nur sagen das es sich lohnt zu kämpfen und das es überhaupt keinen Sinn macht auf die Ärtze zu hören. Mein Arzt hat mir nach meinem Schlaganfall gesagt das das mit mir keinen Sinn hat und das ich in das Pflegeheim müsste.

Das ist nun knapp 12 Monate her. Ich hatte eine Hemiparese und eine Aphasie und Dysatrie. Ich bin jetzt nun seit 3 Monaten auf der Arbeit wo ich zwar nicht das mache was ich eigentlich kann doch ich bin auf dem Weg dorthin.

Ich kann nur sagen nicht aufgeben und das wird schon. Ich drück Euch die Daumen.

Gruss Mario

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