#1
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:O Hallo,

meine Mutter hat am 26.07. einen Schlaganfall erlitten und befindet sich zur Zeit in einer Früh-Reha. Ich als einzige Angehörige lebe seither eigentlich nur noch für sie bzw. ihre Angelegenheiten, pendle zwischen ihrem Wohnhaus, in das ich eingezogen bin, damit dort nicht eingebrochen wird, dem Gericht, der Bank und dem Krankenhaus hin und her. Dabei waren mir die Besuche im Krankenhaus eigentlich das wichtigste, aber diese werden immer anstrengender, weil meine Mutter ab dem Moment, wo sie mich hört (dann ruft sie schon über den Flur) oder sieht, pausenlos in der leider völlig unverständlichen Sprache auf mich einredet, zu schreien beginnt, weil ich nichts verstehe und einen furchtbar aufgeregten Eindruck macht. Sie läßt sich keine Schuhe anprobieren, die ich für sie gekauft habe, weil mir das Krankenhauspersonal ständig in den Ohren liegt, dass sie nicht die passenden Schuhe hätte für ihre Übungen usw. In ihrem Wohnhaus befinden sich ausschließlich Stöckelschuhe, 30 Paar, ich hab sie gezählt. Ich bin durch den enormen Lärm, den meine Mutter macht, nach jedem Besuch schweißgebadet und fahre dann noch eine weite Strecke Auto, nachdem ich bis zu dem Schlaganfall über ein Jahrzehnt gar kein Auto gefahren bin und mich hier kaum auskenne. Bis jetzt habe ich alles gut geschafft, aber ich entwickle einen starken Widerwillen gegen die Krankenhausbesuche. Was ich fragen wollte, ist, ob das aufgeregte, schreiende Gebärden meiner Mutter und das pausenlose Einschreien auf mich mit ihrer Aphasie zusammenhängen kann? Ich habe auch nicht das Gefühl, dass sich ihr Zustand in dieser Reha bessert, zumal sie sich dort auch noch eine Infektion eingefangen hatund über eine Woche an Durchfall litt.  Es ist eher so, dass sie Dinge, die sie vor 2 Wochen noch wußte, nun auch nicht mehr weiß. Sie will unbedingt nach Hause und meinem Gefühl nach würde ich sie am liebsten da rausholen. Mein Vorhaben war, meine Mutter nach der Reha (da soll noch eine Reha folgen) hier ins Haus zu holen und hier mit einem mobilen Dienst zu pflegen. Aber wenn sie dann den ganzen Tag auf mich einschreit, kann ich ja überhaupt nix mehr arbeiten. Gibt es die Möglichkeit, da Beruhigungsmittel verschreiben zu lassen? Oder handelt es sich jetzt um eine Phase, die zum Krankheitsbild der Aphasie gehört und vorübergeht?

Bitte helft uns.

Liebe Grüße 

  

 

 

#2
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Hallo Silbenfee,

begrüße Dich im Forum. Ich denke bei Deiner Mum ist es einfach nur Angst. Erstens der SA und Ihre Veränderungen die Sie merkt und zweitens die Globale Aphasie und die Verständnisprobleme mit Ihrem Umfeld. Bei meiner Mum hat nach dem ersten SA nur gebrüllt, hatte da aber keine noch keine Form der Aphasie. Das war Nachts dann so extrem, das ich die ersten fünf Monate nur ca 1 Stunde schlaf die Nacht hatte, am Tage Sie sich aus und ich musste alles erledigen. Nach dem zweiten SA kam dann auch noch die Aphasie dazu und die Syntome waren die selben. Das einzigste was geholfen hat, war der Wirkstoff "Opiparamol" als Tabs und später als Tropfen über die PEG sowie Tagsüber nach  dem zweiten SA die Rescue Tropfen. Nachgelassen haben ich sage mal diese Anfälle nach ca. einem Jahr, ab da konnte ich dann auch das Insidon auf max 3-4 Tropfen Nachts reduzieren. Sprich es am Besten mit dem Artzt ab, mit der Zeit wird vieles sich bessern, es ist meistens immer die Situation mit dem jeder lernen muss umzugehen.

Liebe Grüße Rüdi

:)  

#3
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Hallo Silbenfee,

wie du schreibst, spricht deine Mutter mit unverständlicher Sprache auf dich ein, das hört sich eigentlich nach einer Wernicke-Aphasie an. Ich habe zwar nirgends nachlesen können, dass die Patienten agressiv reagieren, habe aber selbst, als mein Mann zur Frühreha war, eine Frau erlebt, die sich, nachdem was du schreibst, ähnlich verhalten hat und die hatte auch eine Wernicke-Aphasie.

Bei der Frau hatte ich sehr den Eindruck, dass sie überhaupt nicht gut damit klar kam, auf Hilfe angewiesen zu sein. Wo ich so schreibe, fällt mir noch ein Fall ein: der Vater einer Bekannten leidet auch seit Jahren an diese Art der Aphasie und ist ebenfalls sehr schwer zu ertragen. Er hat sich mittlerweile zuhause zu einem richtigen Terroristen entwickelt.

Wie gesagt, in der Fachliteratur habe ich keinen Hinweis darauf gefunden, aber möglich wäre es ja.

Du solltest unter den Umständen gut abwägen was zu tun ist und auch mit den Ärzten und Therapeuten dort in der Einrichtung diesbezüglich sprechen. Es ist niemandem geholfen, wenn du nach kurzer Zeit selbst am Stock gehst. Pflege ist schon anstrengend genug, wenn aber der zu Pflegende auch noch unausstehlich ist, kann das zur Hölle werden.

Ich hoffe, meine Worte treffen dich nicht zu hart.

Alles Gute und liebe Grüße

Mary

#4
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Hallo zusammen,

zunächst ganz herzlichen Dank für eure Antworten, tat richtig gut, das zu lesen:)

 

Heute hab ich zum ersten Mal mit einer behandelnden Ärztin gesprochen über das fachliche. Mittlerweile ist meine Mutter im dritten Krankenhaus, in einer geriatrischen Reha...  Leider verlief das Gespräch sehr unbefriedigend, ob meine Mutter nun Wernicke Aphasie mit Logorrhoe hat (meine Vermutung) konnte oder wollte diese Ärztin nicht sagen, sie meinte, es sei ja egal, wie das hieße, das sei nebensächlich. Ich solle besser morgens an einem Pflegeprogramm dort im Haus teilnehmen, weil meine Mutter ein „äußerst schwerer Pflegefall“ sei, damit ich lerne, wie ich beispielsweise den Katheder ausleere, wenn der mobile Dienst mal grade nicht da sei. Ich sagte, dann müsse aber jemand anders die ganze Verwaltung übernehmen, weil ich ja nicht an mehreren Orten gleichzeitig sein könne. Ich lasse beispielsweise eine Rollstuhlrampe am Haus bauen, muss meinen eigenen Umzug organisieren und soll eine unserer Mietwohnungen in einer anderen Stadt für die Bank renovieren lassen, weil die sonst kein Geld mehr geben will. Die Ärztin meinte, sie habe eher den Eindruck, ich tue gar nichts, sondern würde die 3 Wochen Reha einfach abwarten. Erst als ich von Kurzzeitpflege sprach, weil dieser Umbau der Rollstuhlrampe nicht fertig wird, beruhigte sie sich. Man hat gemerkt, dass die sonst offenbar mit ganz einfachen Menschen zu tun hat. So ein Mist, ich dachte, die erklärt mir, auf was ich mich einstellen muss, was da genau mit der Pflege der Mutter im Haus auf mich zukommt.

Anschließend bin ich mit meiner Mutter mit dem Rollstuhl in den Park, der fühle ich mich jedenfalls 100mal näher als solch dämlichen Ärzten.... Ich erzähle ihr auch alles und sie versteht alles. Mittlerweile kann ich auch viele ihrer Antworten richtig deuten und rege mich nicht mehr so über die Aphasie und diese Unruhe auf. Sie düst den ganzen Tag in ihrem Rollstuhl im Flur rum und hält sich ungern im Zimmer auf, was auch kein Wunder ist, weil sie bis Juli so aktiv war, ist ja Auto gefahren und alles, war immer unterwegs....

Ich will es auf jeden Fall zuhause versuchen, ich habe es ihr versprochen. Nur die Rampe muss wirklich her, sonst kommen wir ja nimmer aus dem Haus raus.

Mir geht es sehr, sehr schlecht, weil jeder, mit dem ich zu tun habe, seine eigenen Interessen durchsetzen will (die Bank, meine Ex-Vermieter, das Krankenhauspersonal, die Handwerker, die Nachbarn...) und ich ganz allein da stehe. Bissel Auftrieb gibt mir nur mein Hund, da kann ich mal abschalten, wenn wir im Wald laufen gehen....

Ich bewundere euch, wie ihr das alles schafft!  

 

 


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »silbenfee« (22.09.2009, 23:57)
#5
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Hallo Silbenfee,

über die Ärztin könnte ich mich schon wieder tierisch aufregen, wenn ich deine Zeilen so lese. Erstmal die Bemerkung, dass ja egal sei, welche Aphasie usw. - zeigt mir, dass sie schlichtweg keine Ahnung hat, wie leider so viele. Was die Sprachstörungen betrifft, da können einem die Sprachtherapeuten mehr sagen.

Dann auch noch der Spruch, sie hätte den Eindruck du würdest gar nichts tun - das ist einfach eine Unverschämtheit.  Vielleicht wäre es allerdings besser gewesen, du hättest schon früher mit ihr gesprochen, aber wie auch immer - schließlich hast du grad viele andere Dinge zu erledigen.

Was heißt denn eigentlich deine Mutter sei ein äußerst schwerer Pflegefall? Da würde ich doch nochmal nachfragen wie sie darauf kommt. Meint sie, weil deine Ma nicht so leicht zu händeln ist oder was?

Liebe Grüße Mary

#6
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Hallo Silbenfee,

laß dich bloß nicht unterkriegen, du schaffst das auch. Genau wie wir alle. Verlasse dich auf dein Gefühl und entscheide aus dem Bauch. Wer kann deine Mutter besser verstehen als du? Und nerve die Ärzte mit Fragen, immer wieder, bis sie dir vernünftige Auskünfte geben. Viel Glück!

LG Inka&Gaetano

#7
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hallo silbenfee,

ich möchte ein paar gedanken los werden die mich beim lesen dieser zeilen befallen haben:
wenn die ärzte meinen, sie sei ein schwerer pflegefall, so dürfte die aphesie dein kleinstes problem sein.
was prioritäten betrifft: wenn ein katheder ein problem macht, und sei er nur voll, hat das vor allem anderen vorrang für den betroffenen. ausserdem ist das leeren eines katheterbeutels eine sache von zwei minuten.
wenn man mit einer person spricht, die eine aphasie hat, ist es wichtig ruhig zu bleiben, auch dann wenn man zuerst denkt es kommt nur unsinn raus. aus mimik, gestik und auch lautbildung kann man sich unter umständen einiges zusammenreimen.
welcher art die aphesie ist ist für den stationsarzt selbstverständlich nebensächlich. das ist interessant für einen facharzt und für einen logopäden. selbstverständlich b sollte schon in der frühreha logopädisch gearbeitet werden.
einen satz zu den "dämlichen ärzten" erspar ich mir, immerhin haben sie vielen geholfen.
ich denke dir würdr es gut anstehen eimal bei einigen dingen selbst mal mit hand anzulegen als nur zu organisieren und machen zu lassen.
es kann auch sein, dass du von mir keinen rat annimmst, weil ich einer von den "ganz einfachen leuten" bin.
ich wünsch deiner mutter trotzdem alles gute.

l.g.margy

#8
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Hallo Margy,

ich war erst ein wenig erschrocken über einige deiner Worte, aber ich habe deine Antwort mehrfach gelesen. Ich habe mir viele Gedanken darüber gemacht. Es hört sich hart an, aber du hast recht.

#9
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Hallo silberfee,

vielleicht solltest du mal Prioritäten setzen.Ich denke mal das "die Ärztin" nicht nur mit einfachen Menschen zu tun hat.

Mal am Pflegeübungen teil zu nehmen ist nicht das schlechteste.

LG Daniela

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