#1
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Liebe Forenmitglieder,

meine Oma(84), welche mir sehr sehr nahe steht und für mich nach dem Verlust meines Vaters sehr wichtig war, hatte im Verlauf des 3.8 einen Schlaganfall. Wann genau wissen wir leider nicht. Wir wohnen in benachbarten Häusern und ich besuche sie jeden Abend und schaue ob alles ok ist. Als ich an diesem Abend zu ihr kam, kam sie aus der Küche auf mich zugelaufen und konnte nichts mehr sagen. Ich habe sofort den Rettungsdienst alarmiert. Angekommen im Krankenhaus konnte die behandelnde Neurologin nicht wirklich viel sagen. Sie hatte nur einen viel zu hohen Blutdruck und eben die Sprachlosigkeit auf einem sofort gemachten CT hat man nichts erkannt. Sie hat keine Lähmungserscheinungen. Was uns nun verunsichert ist wie es nun weitergeht... Sie liegt auf einer Stroke Unit im Krankenhaus und ist bestimmt in besten Händen. Montag konnte sie rein gar nichts sprechen und auch keine Laute von sich geben. Wir sind uns auch nicht sicher ob sie uns überhaupt versteht. Als wir nun heute bei Ihr waren versuchte sie wie ich meine das wort "sterben" zu flüstern. Sie, die normal willensstarke und allgemeinstarke frau welche ihr ganzes Leben lang gearbeitet hat, lag im Bett hielt meine Hand und weinte bitterlich... Das hat mir das Herz gebrochen... Ich weiss mir wird hier keiner sagen können in wie weit man sich von dieser Sprachlosigkeit erholen kann, aber vielleicht haben manche ähnlich Erfahrungen gemacht und können mir diese mitteilen.

Es tut mir leid für den langen Text aber ich nervlich und seelisch total am Ende und hoffe, dass ich durch ähnliche Erfahrungen wieder ein wenig Hoffnung bekomme. So hart es sich momentan anhört ich würde mir für sie wünschen, dass sie einfach friedlich einschläft und stirbt. So etwas hat doch kein Mensch verdient. Gefangen zu sein im eigenen Körper...

Liebe Grüße

 

Benny

#2
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hi Benny,

Meine Mutter ( damals 86) hatte 2012 einen Schlaganfall mit Gehirnblutung. Ich habe sie gefunden und den Notarzt verständigt. Es war alles sehr schlimm und die Ärzte meinten, dass sie die ersten 30 Tage schlecht überstehen wird.Sie hat es aber geschafft. Sie ist wieder klar im Kopf und kann gehen. Sie kann nur nicht sprechen und hat die rechte Seite etwas beeinträchtigt.Ich hätte NIEMALS gedacht, dass sie so gut wieder hin kommt. 

Ich will dir nur sagen: Du hast vollkommen Recht. Das hat kein Mensch verdient. Und das Weinen deiner Oma schmerzt sogar mich sehr wenn ich deine Mail lese. Das ist jetzt eine schwere Zeit, für deine Oma und auch für Dich. Halt durch! Du wirst stärker. An allem. Tue das wovon du denkst, dass es deine Aufgabe ist. Gebe deiner Oma Kraft, indem du da bist. Das ist toll!

Ich war jeden Tag bei meiner Mutter am Bett und habe ihr was erzählt wie sie noch ohne Bewusstsein war, habe ihre Hand gehalten, habe ihr gesagt wer sie ist, wer ich bin. Ich dachte auch manchmal, es wäre vielleicht besser gewesen sie nicht gefunden zu haben und dann war ich nur froh, dass ihr Körper warm ist....

Halte durch, du schaffst das. Sie MUSS jetzt nicht sterben. Es KANN auch wieder relativ gut werden. Meine Mutter ist seit 2einhalb Jahren wieder in Ihrer Wohnung. Sie hat eine 24h Betreuung, weil sie sturzgefährdet ist.

Ich schicke dir viel Kraft und Energie.

Gruß

Norman

 

#3
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo Benny

meine Mutter (81) hatte auch einen Hirninfarkt mit Blutung und lag 2 Tage da vor man sie fand. Die Chancen standen denkbar schlecht und Hoffnung ein Fremdwort. Sie führt immer noch ein Kampf und nach 4 Monate kommen verständliche Wörter raus - sie hat noch ein sehr langer Weg denn sie leidet unter eine schwere post-stroke Depression.

Es gab Zeiten, da war das Wort Sterben auch bei ihr zu hören aber mehr nicht. Denn sie spricht oft ein Wort aus und das andere geht in Flustern unter oder endet nur in Lippenbewegungen. Man kann auch sagen - man will nicht sterben und Du nimmst nur das Wort - sterben - wahr.

Meine Mutter will leben sonst wäre sie damals schon gestorben, denn auf Steinboden zu liegen ohne Heizung ist nicht ohne und sie hatte auch eine Lungenentzündung.

Sie will leben und ich bin immer da. Sie soll wissen sie ist nicht alleine und der Kampf gewinnen wir gemeinsam. Ich habe Übungen von den Logopäden, Ergo und Physio bekommen und übe wenn sie will, immer mit ihr. Es gibt Hochs und Tiefs. Heute kommen einzelne verständliche Wörter raus und gestern sogar ein ganzer Satz - dies nach 4 Monate.

Halte durch und vor allem sie braucht das Gefühl - nicht allein zu sein. Die Gefühle, die Du hast, hatte ich auch und manchmal tauchen die bei einen schlechten Tag wieder auf - vielleicht wäre der Tod besser.... Aber sie zeigt mir dann wieder, sie will leben.

Nur Mut und ihr schafft es


Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal bearbeitet, zuletzt von »Samsara« (09.08.2015, 23:19)
#4
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hi,

ich möchte euch recht herzlich für eure Antworten danken. Mitlerweile ist ja ein bisschen Zeit vergangen und die ganze Sache hat sich deutlich verbessert. Sie spricht nun langsam wieder halbe Sätze, Wörter sowie auch teilweise ganze Sätze. Ist natürlich noch recht schwach was ich natürlich auch verstehe. Eure Antworten haben mir sehr geholfen um wieder neue Hoffnung zu schöpfen. Ich bin gespannt wie sich das noch weiter verbessert, wenn sie ab Montag in die Reha kommt. Bis letzte Woche Freitag hatte sich erst gar nichts getan und auf einmal wurde es von Tag zu Tag besser. Uns hat die ganze Situation am Anfang stark überfordert doch mitlerweile sehen auch wir wieder Licht am Ende des Tunnels. Was uns aufgefallen ist, ist dass meine Oma den ganzen Tag momentan singt, was wir dann doch als gutes Zeichen deuten. Es ist doch erstaunlich inwieweit sich unser Gehirn wieder erholen kann.

#5

jup11

Quarnbek, Deutschland

#6
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

meine Frau (47)Thailänderin hatte vor einem Jahr einen Schlaganfall.Gleich drei auf einmal rechts und wurde gedeckelt.Aphasie und Apraxie

Ich kann nur sagen es gibt nix gemeineres als die sprachlosigkeit "die unmöglichkeit sich in irgendeiner Form zu Artikulieren und Mittzuteilen.Immer hab ich gedacht vieleicht durch Schreiben oder zeigen von bestimmten Bildern fände man eine möglichkeit.weit gefehlt.das zuordnen und das Wissen,was ist eine hose,essen,e.c muss mühevoll Therapiert werden.In dem fall meiner frau bin ich froh,dass wenigstens Deutschkenntnisse vorhanden sind und auf Deutsch Therapiert werden kann.Auch unter uns ist eine verständigung nicht möglich und ich weiss auch nicht immer was sie will,was sie manchmal etwas ungehalten macht.es ist nicht einfach hier dann die nötige Geduld und das einfühlvermögen zu haben.

Heute hat sie schöne Fortschritte gemacht,die doch zumindest Hoffnung rechtfertigen das zumindest bischen zurück kommt.der weg ist aber noch lang und der angehörige brauch wirklich sehr viel kraft und zuversicht.der wille ist entscheidend.noch kann ich sie zu den Therapien motivieren und sie ist sehr ergeizig dabei.

Ihre Muttersprache wird sie wohl nur das was kommt sprechen und verstehen.Denn auch die sollte therapiert werden.Dazu kommt die vortschreitende Isoltion von freunden e.c

Also nicht einfach das Ganze .

#7
Avatar

Unbekannt

Gelöscht

Hallo "daubi" !

"Nicht einfach das Ganze" Schönen Dank für Deine Schilderungen. ich denke mal, ähnliches haben wir hier fast allemale erlebt und letztlich überlebt. Sicherlich ist es aus der Sicht eines Betroffenen noch etwas anders, als aus der Sicht eines Angehörigen. Aber ich möchte dies garnicht binnendifferenzieren. Wenn man "früher" etwas von Schlaganfall hörte, hat man sich keine Gedanken bzw. nén Kopf darüber gemacht, was das wohl bedeuten möge.  Neee, sicherlich nicht. Man hat in aller Regel "Mitleid" bezeugt und ging weiter seines Weges. Doch nun macht man hautnahe, persönliche Erfahrungen mit der Krankheit. Urplötzlich ist nichts mehr wie vorher. Das ist hart ! Zum Glück weiß man weder den Zeitpunkt wann es "schlägt", noch welche Folgen zu verarbeiten sind. Auch ob man die früheren Fertig- und Fähigkeiten jemals wiedererlangt, wird geprägt von viel Optimismus, Zuversicht, Geduld, Glaube, Rehabilitation und und und. Jetzt wird einem oftmals erst bewusst, wie wichtig Gesundheit doch ist. Von einfach mal einen Hirninfarkt erleben, neeee, das ist nicht drin. Wie sagte Gaby Köster bereits vor Jahren: "Ne Schnupfen wäre mir lieber" Ehrlich gesagt, mir auch. Gruß hotte;)

6969 Aufrufe | 7 Beiträge