Hallo,
nach einiger Zeit möchte ich gerne mitteilen, wie es uns die letzten Wochen ergangen ist - mit unserem Papa!
Der Schlaganfall ist nun mehr als 2 1/2 Monate her - und damals war ich mehr als mutlos, hilflos und ungläubig.... heute sieht alles schon viel besser aus:
Mein Vater ist vor ca. 8 Wochen in die Reha gekommen. Dort verschlechterte sich erst sein Zustand. Er war nur noch ein "Häufchen Elend", daß im Rollstuhl teilnahmslos und sabbernd saß. Er wurde künstlich ernährt (später erhielt er noch eine Magensonde gelegt) und wurde gewickelt.
Unserer Verzweiflung war sehr groß, ihn so zu sehen. Dennoch waren wir regelmäßig vor Ort. Langsam, ganz langsam verbesserte sich der Zustand.
Zuerst wurde er "wacher und klarer". Schaute nicht mehr so durch uns hindurch. Wir brachten ihm alles mögliche zusätzlich in die Reha. Unter anderem Knetbälle für die Hand. Seine eingeschränkte Hand wurde dadurch immer beweglicher.
Nach Legung der Magensonde - konnten wir bei jedem Besuch Fortschritte feststellen, die er uns auch stolz vorführte. Zuerst die Hand, dann das er alleine vom Bett in den Rolli konnte. Beim nächsten Mal zeigte er uns seine "Hausaufgaben" von der Logopädin. Später dann seine ersten Schreibversuche, die eher nach "Krickelkrackel" aussahen.
Dadurch daß die Nasensonde entfernt war und er auch nicht mehr an den Tropf hing wg. der Nahrungszufuhr, wurde er zusehends mobiler und nahm auch wieder an Gewicht zu. Irgendwie ist dann ein Quantensprung erfolgt - und auf einmal fängt er an zu brabbeln, später Worte zu suchen und zu finden und letztendlich zu formulieren.
Beseelt von seinem eigenen Tun, sind alle Lebensgeister und sein Kampfgeist bei ihm erwacht!!!!
Vorgestern ist er erstmalig von seinem Bett ins Badezimmer und zurückgelaufen!!! Er war stolz wie Bolle und ich so gerührt, daß ich meinen Papa umarmt habe und sich alle Schleusen bei mir geöffnet haben und ich nur schluchzend an seiner Schulter lag. Da machte sich die ganze Angespanntheit der letzten Woche bemerkbar.
Er ist immer noch verwirrt und wird auch manchmal etwas ungehalten, wenn wir ihn nicht direkt verstehen - aber wir sind alle optimistisch, daß wir das auch noch hinbekommen werden.
Das Schönste an all dem Elend ist , daß mein Vater selbst wieder will - und sein Ziel ist nachhause zu kommen. Jetzt hat er noch eine Verlängerung bis vermutl. Mitte Juni bekommen. Das findet er lt. eigener Aussage "Doof" Überhaupt mag er Schimpfworte zu sagen...(was ganz normal ist)
Meine Schwester und ich besuchen auch regelmäßig eine Schlaganfallselbsthilfegruppe für Betroffene und Angehörige. Dort haben wir Zuspruch und Hoffnung von Betroffenen erfahren. Das war sehr hilfreich für uns - direkt aus erster Quelle zu hören und auch zu sehen.
Ich hätte NIEMALS nur daran gedacht, daß mein Vater sich so entwickeln würde - und möchte damit allen Mutlosen, wie ich eine war - Mut machen!
Einen schönen Restpfingstmontag Euch allen!!