Unser Vater (67 Jahre) hatte am 10.03.2010 einen Schlaganfall und befindet sich seitdem im Krankenhaus auf einer "stroke unit". Dieser kam für uns im wahrsten Sinne des Wortes, wie ein Schlag. Von einem Augenblick auf den nächsten wurde aus einem vitalen, lebendigen, selbstbestimmten Mann - ein hilfloser Patient - und wir auch. Am Abend zuvor habe ich noch mit ihm telefoniert und er war fit. Am dem Tag, als der Schlaganfall passierte, war er morgens noch unterwegs mit dem Auto. Also alles wie immer...und am frühen Nachmittag passierte es einfach so - auf der Couch...und seitdem ist nichts mehr so wie es war.
Ich vermisse ihn so schrecklich, daß es mich zerreißt, ob ich weinen oder schreien soll. Ich weiß nicht mehr wohin mit mir und meinen Gefühlen. Diese fahren Achterbahn von "es wird schon wieder alles gut" bis zu absoluter Hoffnungslosigkeit.
Am Tag des Schlaganfalles wurde er ganz schnell in die stroke unit transportiert und dort auch sofort behandelt. Sein Blut wurde extremst verdünnt, damit sich das Gerinsel im Kopf auflöst. Im CT wurde festgestellt, daß mein Vater die Halsschlagader verstopft hat bis hoch ins Gehirn. Diese wurde am Tag darauf operiert (geöffnet und "leergeschabt" und mit einer Vene aus dem Bein unterstützt). Während der OP erlitt mein Vater einen Herzinfakt.. er lag dann für drei Tage auf der Intensivstation. Wenn ich ihn in dieser Zeit besuchte, weinte er immer - DAS bedrückte mich sehr (auch wenn ich es verstehe, an seiner Stelle würde ich auch weinen), dennoch war es eine Belastung für mich, da ich ihn so nicht kenne. Er war immer ein "starker beherrschter" Mann. Mittlerweile weiß ich, daß es mit zum Krankheitsbild gehört und er auch Antideppressiva erhält.
Bis heute kann er nicht reden und schlucken! Das macht mich wahnsinnig, denn ich kann mich ihm nicht mitteilen und er auch nicht. Ferner versteht er manche Zusammenhänge nicht und nickt auch auf vieles ob "Ja oder Nein" egal. Das macht mir so große Angst, denn ich will meinen "richtigen alten Papa" wieder haben. Er tut mir so leid, wie er da liegt und ich möchte mich dazulegen und ihn in den Arm nehmen. Wir streicheln, küssen und reden alle immer mit ihm. Er registriert uns auch und weiß auch wer dann zu Besuch ist.
Seit gestern hat sich der Gesundheitszustand verschlechtert, da er einen Zuckerwert von 1000!!!! hat und eine Gehirnblutung festgestellt wurde. Völlig apatisch lag er gestern dort - reagierte auf gar nichts. Ich bin wirklich an meine Belastungsgrenze gekommen und habe mit meiner Schwester mehrere Ärzte befragt (teils auch Vorwurfsvoll) warum denn das jetzt ist???!! Wo er doch auf so einer stroke unit liegt... er wurde über einen Halskateder versorgt (künstl. Nahrung und Medikamente). Mittlerweile hat er schon stark abgenommen - SO kenne ich meinen Vater auch nicht.
Alles ist anders jetzt - und jeden morgen wenn ich aufwache, hoffe ich , - es ist ein Traum gewesen.
Heute ist er stabil. Er atmet sehr stark (was aber wohl auch normal sein soll-aufgrund der Diabaetisentgleisung) und hat jetzt noch einen Infekt aufrund des Blasenkatheters. Ist aber immer noch müde bzw. apathisch. Die Gehirnblutung hat sich nicht verschlimmert und hat nur in das "alte Schlaganfall-Gebiet" eingeblutet. Sein Blut können sie nicht verdicken, da ansonsten die Gefahr eines neuen Herzinfaktes besteht. (Er hat auch noch einen Stent letzte Woche bei einer Herzkatheter-Untersuchung eingesetzt bekommen)
Bitte helft mir und gebt mir etwas Mut!!!
Ist das wirklich alles normal...? Kann mein Vater wirklich irgendwann wieder schlucken bzw. reden? Seine Reha war für Dienstag geplant und ist jetzt fraglich. Habt ihr Erfahrungen mit einem solchen Schlaganfall und den Komplikationen?
Was - was können wir als Angehörige tun? Wem ging oder geht es genauso wie mir und meiner Schwester? Wir sind eine große Familie und unser Vater, Opa, Ehemann, Schwiegervater, Bruder, Schwager - wird von allen geliebt. Wir unterstützen uns auch alle gegenseitig - sind aber alle immer noch geschockt und teilweise hilflos mit der Situation. Wir leben und handeln wie in Trance..
Danke und Gruß
von einer "großen Tochter" die sich ziemlich klein und hilflos fühlt