#1
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Kann mein Papa sich jemals wieder mitteilen?

Hallo,

mein Papa (52 J.) hatte am 18.01.10 einen schweren Schlaganfall. Zum Glück war meine Mama da und hat den KW gerufen. Er kam dann gleich in den OP. wo die Ärzte den Thrombus entfernen wollten, jedoch kamen sie nicht heran... Der Thrombus befindet sich in der medialen Schlagader.

Nach ein paar Tagen Intensivstation kam er auf eine Stroke Unit. Die ganze rechte Seite ist gelähmt und sprechen kann er auch nicht. Trotz vieler Medikamente konnte der Thrombus nicht gelöst werden. Nach weiteren 1 1/2 Wochen kam er in eine spezielle Rehaklinik zur Früh-Reha.

Mittlerweile sind Magensonde und Katheter entfernt. Er kann auch schon seinen Fuß etwas bewegen. Alles andere ist unverändert. Die Sprache ist komplett weg. Auch das ' Verstehen'  geht nicht richtig. Er antwortet auf die gleiche Frage innerhalb von 5 Minuten einmal mit einem Nicken und einmal mit einem Kopfschütteln. Er versteht vieles nicht, was wir sagen; Lesen und Schreiben geht auch nicht.

Ich wohne 600 km von meinen Eltern weg. Als der SA passierte bin ich hingefahren und war einige Zeit dort. Es ist sehr schwer für mich jetzt so weit weg von ihm zu sein.

Meine Mama war nun letztens im Krankenhaus bei einem Beratungsabend für Angehörige von SA-Patienten. Sie sagte, dass bei solch schweren SA oftmals die Sprache nie wieder zurückkehrt und somit auch die Motorik um etwas zu schreiben und auch das Lesen. Ich bin jetzt nochmals in ein mächtiges Tief gestürzt. Ich hatte eine sehr enge Beziehung zu meinem Papa, wir hatten das gleiche Hobby, und er hat mir immer helfen können bei jeglichen Fragen. Ich habe einfach sehr viel Angst, dass ich meinem Papa einfach nie wieder um Rat fragen kann. Und es ist einfach so schrecklich, wenn ich daran denke, dass er sich vielleicht nie wieder mitteilen kann. :(

Gibt es wirklich solche Fälle, dass sich jemand nach einem SA nie wieder mitteilen konnte? Gibt es vielleicht doch einige, die es trotz eines schweren SA wieder geschafft haben sich mitzuteilen?

Ich wäre sehr froh über ein paar Antworten.

Gruß Karabinchen

#2
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Unbekannt

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Hallo und Willkommen
was genau gehen wird, sprich, was genau dein Vater noch erreichen kann
kann dir leider keiner sagen, dazu ist die Bandbreite der möglichkeiten zu groß.

Dein Vater ist ja noch recht jung, was schon mal kein schlechtes Zeichen ist.
Bei meiner Mutter war der SA anfang letzen Jahres. (hab mir hier auch meine Angst von
der Seele geschrieben, und viel mitgenommen)

Es fällt einem schwer, sich vorzustellen, das der Zustand, wie er jetzt ist sich jemals
wieder besser soll, aber es ist vieles möglich.

Meine Mutter war rechts komplett gelähmt, keinerlei Sprache, auf Fragen reagierte sie
überhaupt nicht.

So nach und nach im laufe der Monate besserte es sich.... heute kann sie kurze Strecken gehen
"etwas" Sprechen, also schon mal kurze Sätze wie
Kannst du die Katzen füttern ... mach bitte das Fenster zu/auf
Und auch die rechte Hand bekommt leichte Funktionen zurück..

Das alles ist ein sehr langsam vorangehender Prozess, erwarte bitte keine Wunder in der Geschwindigkeit
Wichtig ist, das ihr ihn motiviert auch mitzuarbeiten, das ist nicht immer leicht, da gibt es
auch mal Rückschläge, trotzdem nicht entmutigen lassen.

Wunder dich auch nicht, das er momentan einen verwirrten Eindruck macht oder so, das Gehirn braucht erstmal
etwas Zeit um sich salopp gesagt neu zu sortieren.
Muttern hat wie sich später rausstelle mehr mitbekommen als wir angenommen haben.

Für eventuell eintretende Rehafortschritte, die Beine kommen meistens als erstes wieder Leben eingehaucht
Hand dauert meistens länger, weil die abläufe komplexer sind (so hat man uns das zumindestens mal in der
Reha erklärt)

Les dich einfach mal ein bisschen ein, es gibt wirklich viele hilfreiche Beiträge von erfolgreichen
verläufen.

Ich wünsche deinem Vater alles gute auf dem Weg, der nun vor ihm liegt 
und euch die Kraft ihn auf dem Weg zu begleiten und zu helfen.



#3
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Unbekannt

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Hallo Karabinchen,

ich finde es sehr seltsam, dass bei dem Beratungsgespräch mit deiner Mutter derart entmutigende Hinweise gefallen sind. So kurz nach einem SA lässt sich noch überhaupt nichts sagen, was geht und was nicht geht in der Zukunft. Dein Vater ist noch sehr jung und gerade in dem Alter ist die Fähigkeit des Gehirns noch sehr groß sich selbst zu regenerieren.

Ich war selbst auch 52 Jahre, als es mich erwischte. Meine linke Seite war komplett gelähmt, ich konnt nichts bewegen. Und nun bin ich ein Jahr nach dem Schlaganfall schon wieder in der Lage vieles selbst zu machen. OK, bei mir war das Sprachzentrum kaum betroffen. Aber ich habe in Rehakliniken auch Leute getroffen, die kurz nach dem SA nicht reden konnten, aber sie erzählten mir ihre Geschichte des Fortschrittes.

Wichtig ist jetzt nur, dass von medizinischer Seite alles unternommen wird, dass kein weiterer SA eintritt. Und am allerwichtigsten ist, dass dein Vater sich nicht sebst aufgibt, dazu gehört, dass ihr ihn immer ermutigt und wenn es noch so kleine Fortschritte sind. Vieles hängt nun von ihm selbst ab, er muss dafür kämpfen, seinen Weg, zurück ins normale Leben zu finden. Dazu braucht er aber eure Hilfe und Ermutigung. Das wird ihm die Kraft geben die Mühen auf sich zu nehmen.

Liebe Grüße

Earnie

#4
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Hallo Karabinchen,

ich war 43 als ich eine Hirnblutung im Stammhirn im III. Ventrikel hatte. Kein Arzt hätte auch nur einen Cent auf mein Leben gesetzt, keiner glaubte, dass ich überleben werde und wenn nur mit Beatmung und beidseitig gelähmt. Dazu muss man wissen, dass das Stammhirn zuständig für alle lebenswichtigen Organe ist, wie Herzschlag, Atmung, Leber- und Nierenfunktion.

Nach 5 Wochen künstlichem Koma, musste ich atmen, schlucken, sitzen, stehen und gehen wieder lernen. In dem Jahr Rehabilitation habe ich so viele Menschen kennen gelernt, die eine globale Aphasie hatten, also nicht sprechen und nicht verstehen konnten.

Wenn man sich Zeit nimmt und sich mit diesen Menschen beschäftigt, kommt man schnell dahinter, dass das Hirn funktioniert, aber eben wie bei einem Säugling neu anfangen muss zu lernen. Wir haben Millionen grauer Hirnzellen, die als Reserve brach liegen und die bilden Neuronenbahnen und knüpfen Synapsen! Alle meine Mitpatienten können heute wieder sprechen und ich fahre mit dem Auto und gehe im Supermarkt einkaufen. Selbst neben meiner Rente kann ich mir etwas dazu verdienen!

Ich verstehe auch nicht, wieso bei Beratungsgesprächen keine Hoffnung gemacht wird. Dass Ärzte das tun, ist nachvollziehbar, denn es würde schlecht aussehen, wenn die sagen, morgen ist alles wieder gut, dabei stirbt der Patient! Leider ist auch das möglich. Nur dein Vater ist stabil und ich denke einmal, die Ärzte machen das Richtige, damit sich das nicht so schnell wiederholt, dann hat dein Vater alle Chancen der Welt, wieder auf die Beine zu kommen.

Halte dich an den positiven Gedanken fest und lass dich von negativen Aussagen nicht runter ziehen.

Liebe Grüße Manfred


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Manfred_Mader« (01.03.2010, 00:28)
#5
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Mein Mann hatte vor 2 Jahren mit 48 in sportlich bester Verfassung einen schweren SA, 16 Tage Koma, rechts gelähmt und konnte nicht sprechen. Noch als er im Koma lag, sagte mir der Arzt, dass er vorraussichtlich gelähmt bleiben wird und nicht sprechen können wird. So viel zu ermutigenden Aussagen der Ärzte!

Heute kann er mit dem Stock schon längere Strecken gehen, mit dem Sprechen wird es besser und besser und sogar sein rechter Arm lässt sich schön langsam wieder bewegen. Nur die Hoffnung nicht aufgeben!

Wünsche weiterhin viel Geduld, Kraft und Erfolge!! - Trude

#6
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Vielen lieben Dank für die netten Worte.

Es tut gut, solche Erfahrungsberichte zu lesen. Ich habe mich vorher noch nie mit dem Thema SA auseinandergesetzt, so etwas kam für mich irgendwie nie in Betracht. Nun habe ich auch einiges im Forum gelesen und ich weiß, dass wir abwarten müssen. Es ist zwar sehr schwer, aber es gibt keinen anderen Weg.

Liebe Grüße

#7
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#8
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Das ging mir genauso. Meine Mutter war fit wie ein Turnschuh, verwaltete 4 Wohnungen, googelte und ging außer Sonntags jeden Tag shoppen. Bei dem Stress dachten wir, würde sie irgendwann mal Tod umfallen. Tja und jetzt kam mit 88 der Schlaganfall.

Ich hoffe es geht ähnlich wie bei jüngeren Menschen, es ist ziemlich schrecklich zu sehen, dass meine Mutter mir gerne etwas mitteilen will und es kommt nicht raus. Mit Fragespielen geht es zwar, aber alles bekomme ich doch nicht heraus.Piktogramme erkennt sie leider auch noch nicht.

Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf.

Und vielen Dank für alle, die uns "Neuen" Mut machen

Liebe Grüße

Ulli


Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal bearbeitet, zuletzt von »Ulrike Schmidt« (25.03.2010, 16:25)
#9
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Unser Vater (67 Jahre) hatte am 10.03.2010 einen Schlaganfall und befindet sich seitdem im Krankenhaus auf einer "stroke unit". Dieser kam für uns im wahrsten Sinne des Wortes, wie ein Schlag. Von einem Augenblick auf den nächsten wurde aus einem vitalen, lebendigen, selbstbestimmten Mann - ein hilfloser Patient - und wir auch. Am Abend zuvor habe ich noch mit ihm telefoniert und er war fit. Am dem Tag, als der Schlaganfall passierte, war er morgens noch unterwegs mit dem Auto. Also alles wie immer...und am frühen Nachmittag passierte es einfach so - auf der Couch...und seitdem ist nichts mehr so wie es war.

Ich vermisse ihn so schrecklich, daß es mich zerreißt, ob ich weinen oder schreien soll. Ich weiß nicht mehr wohin mit mir und meinen Gefühlen. Diese fahren Achterbahn von "es wird schon wieder alles gut" bis zu absoluter Hoffnungslosigkeit. 

Am Tag des Schlaganfalles wurde er ganz schnell in die stroke unit transportiert und dort auch sofort behandelt. Sein Blut wurde extremst verdünnt, damit sich das Gerinsel im Kopf auflöst. Im CT wurde festgestellt, daß mein Vater die Halsschlagader verstopft hat bis hoch ins Gehirn. Diese wurde am Tag darauf operiert (geöffnet und "leergeschabt" und mit einer Vene aus dem Bein unterstützt). Während der OP erlitt mein Vater einen Herzinfakt.. er lag dann für drei Tage auf der Intensivstation. Wenn ich ihn in dieser Zeit besuchte, weinte er immer - DAS bedrückte mich sehr (auch wenn ich es verstehe, an seiner Stelle würde ich auch weinen), dennoch war es eine Belastung für mich, da ich ihn so nicht kenne. Er war immer ein "starker beherrschter" Mann. Mittlerweile weiß ich, daß es mit zum Krankheitsbild gehört  und er auch Antideppressiva erhält.

Bis heute kann er nicht reden und schlucken! Das macht mich wahnsinnig, denn ich kann mich ihm nicht mitteilen und er auch nicht. Ferner versteht er manche Zusammenhänge nicht und nickt auch auf vieles ob "Ja oder Nein" egal. Das macht mir so große Angst, denn ich will meinen "richtigen alten Papa" wieder haben. Er tut mir so leid, wie er da liegt und ich möchte mich dazulegen und ihn in den Arm nehmen. Wir streicheln, küssen und reden alle immer mit ihm. Er registriert uns auch und weiß auch wer dann zu Besuch ist.

Seit gestern hat sich der Gesundheitszustand verschlechtert, da er einen Zuckerwert von 1000!!!! hat und eine Gehirnblutung festgestellt wurde. Völlig apatisch lag er gestern dort - reagierte auf gar nichts. Ich bin wirklich an meine Belastungsgrenze gekommen und habe mit meiner Schwester mehrere Ärzte befragt (teils auch  Vorwurfsvoll) warum denn das jetzt ist???!! Wo er doch auf so einer stroke unit liegt... er wurde über einen Halskateder versorgt (künstl. Nahrung und Medikamente). Mittlerweile hat er schon stark abgenommen - SO kenne ich meinen Vater auch nicht.

Alles ist anders jetzt - und jeden morgen wenn ich aufwache, hoffe ich , - es ist ein Traum gewesen.  

Heute ist er stabil. Er atmet sehr stark (was aber wohl auch normal sein soll-aufgrund der Diabaetisentgleisung) und hat jetzt noch einen Infekt aufrund des Blasenkatheters. Ist aber immer noch müde bzw. apathisch. Die Gehirnblutung hat sich nicht verschlimmert und hat nur in das "alte Schlaganfall-Gebiet" eingeblutet. Sein Blut können sie nicht verdicken, da ansonsten die Gefahr eines neuen Herzinfaktes besteht. (Er hat auch noch einen Stent letzte Woche bei einer Herzkatheter-Untersuchung eingesetzt bekommen)

Bitte helft mir und gebt mir etwas Mut!!!

Ist das wirklich alles normal...? Kann mein Vater wirklich irgendwann wieder schlucken bzw. reden? Seine Reha war für Dienstag geplant und ist jetzt fraglich. Habt ihr Erfahrungen mit einem solchen Schlaganfall und den Komplikationen?

Was - was können wir als Angehörige tun? Wem ging oder geht es genauso wie mir und meiner Schwester? Wir sind eine große Familie und unser Vater, Opa, Ehemann, Schwiegervater, Bruder, Schwager - wird von allen geliebt. Wir unterstützen uns auch alle gegenseitig  - sind aber alle immer noch geschockt und teilweise hilflos mit der Situation. Wir leben und handeln wie in Trance..

Danke und Gruß

von einer "großen Tochter" die sich ziemlich klein und hilflos fühlt

 

 

 

 

 

#10
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Hallo PapasKinder,

ich kann Dich gut verstehen! Was kann ich Dir sagen: Eindeutige Fragen stellen, die er mit Kopfschütteln, Nicken beantworten kann, oder Schulterzucken für ich weiß nicht - ihn nicht überfordern. Dasein, mal nur die Hand halten. Begebenheiten erzählen, die lustig waren. Wegen dem Schlucken kann ich Dir nicht sagen, wie sich das bessert, das ist bei jedem anders, gut wäre wenn jetzt bereits eine Logopädin mit ihm arbeiten würde. Daß er abgenommen hat, liegt daran daß das Gehirn wahnsinnig viele Kalorien braucht, das Gehirn ist auch als einziges unserer Organe fähig sich selbst zu reparieren.Je schneller Dein Papa in eine Frühreha kann, desto besser! Der Weg wird kein leichter sein, doch Hoffnung gibt es immer! Meine Kinder sagten immer ihr Papa hat ihnen geholfen als sie klein waren, jetzt geben sie ihm diese Hilfe zurück.

Ich drücke Euch ganz fest die Daumen!

Liebe Grüsse Arnika

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