Hallo Robert!
Ich kann mir gut vorstellen, wie verzweifelt und voller Angst Ihr seid. Bei meinem Vater verschlechterte sich der Zustand auch innerhalb von 5 Tagen massiv, obwohl die Ärzte im Gehirn keine optische Verschlechterung auf dem CT ausmachen konnten. Er fiel in ein Koma, das wochenlang anhielt. Daraus erwachte er nur sehr langsam, insgesamt hat es sicherlich ein Jahr gedauert. Uns wurde in der Frühreha gesagt, dass er nie wieder "etwas würde". Ich werde nie vergessen, wie entsetzt und absolut verzweifelt wir waren.
Heute spricht mein Vater wieder mit uns, erinnert sich an alles. Hat zwar körperlich erhebliche Einschränkungen davon getragen und auch bestimmte geistige Fähigkeiten eingebüßt, aber er ist noch ER.
Deine Mutter hat einen wirklich sehr sehr schweren Eingriff hinter sich. Ich stelle mir das so vor: der Körper hat an allen Stellen zu kämpfen. Erst gegen die Angst, dann der schwere Eingriff mit Reanimation, dann womöglich neue Baustelle im Gehirn. Natürlich kann es bei Herzstillstand zu Gerinnungsprozessen kommen, in Zuge dessen zu Verschlüssen, die möglicherweise auch das Gehirn betreffen. Bei meinem Vater ist auch die rechte Hirnhälfte betroffen.
Lieber Robert, ich habe schon viele Betroffene kennengelernt, habe viele Schicksale in monatelangen Rehas kennengelernt. Ärztliche Prognosen sind gemäß meinen Erfahrungen noch nie so genau hingekommen. Deshalb versuche, auf Dein Gefühl zu hören. Wenn Du das Gefühl hast, dass Deine Mutter ihre Lage spürt, dann kannst Du Dich darauf verlassen. Der Körper hat jetzt erst einmal auf Sparschaltung geschaltet. Überlege mal, was jetzt im Inneren für Leistungen erbracht werden müssen. Unsere Kraftreserven sind ja begrenzt, da muss der Organismus vielleicht soetwas wie Prioritäten setzen. Mein Vater war ja auch wochenlang völlig bewußtlos, konnte erst gar nichts sehen, scheinbar nur hören. Erst nach 3 Monaten hat er wieder ein Wort gesprochen. Danach rätselten wir, ob er uns versteht, ob er jemals wieder Sätze sprechen würde. Einige Ärzte sagten, dass er ein Leben lang unter Betreuung gestellt werden müsse. Mittlerweile konnte das alles wieder aufgehoben werden.
Wir alle wissen nicht, was uns in nächster Zeit erwartet. Es kann gut sein, dass es auch bei Euch noch weitere Komplikationen wie Fieber oder Infektion gibt. So war es zumindest bei uns. Wenn ich daran denke, was mein Vater alles durchgestanden hat in den letzten 1,5 Jahren inkl. 8 Operationen und zahlreichen ambulanten Eingriffen - der Mensch hält wirklich mehr aus als man vermutet. Aber: man muss sehr viel Geduld haben.
Ich wünsche Deiner Mutter und Euch, dass Ihr "die Kurve kriegt". Das wichtigste ist, dass Du Deiner Mutter oft sagst, dass Ihr auf sie aufpaßt und alles dafür tut, dass es ihr bald wieder besser geht. Die vertrauten Stimmen werden ihr sehr sehr gut tun. Wenn Eure Mama in die Reha kommt: seht zu, dass Ihr besonders in den ersten Tagen bei ihr seid.
Was ich früher auch komisch fand: es werden sogar Komapatienten in die Reha geschickt. In die Frühreha. Erkundigt Euch, wohin denn Eure Mama hinkommen soll und frage im Zweifel hier im Forum nach.
Gebt auf jeden Fall gut Acht auf Mama, denn ich habe die Erfahrungen gemacht, dass man einen Bewußtseins-eingeschränkten Angehörigen auf jeden Fall wie ein Augapfel behüten und beschützen muss. Im Klinikalltag oder Rehabetrieb ist man auf Gedeih und Verderb ausgeliefert, und leider herrscht dort überall massiver Personalmangel.
Ich drücke Euch fest die Daumen! Beste Grüße von Kate