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Gelöscht

Aphesie und starke Depression

Hallo, vielleicht kann mir einer Mut machen. 

Ich bin 20 Jahre alt und habe jetzt gerade angefangen zu studieren, meine Schwester ist 17 Jahre alt und geht noch zur Schule. 

Mein Vater (50 Jahre) erlitt Mitte Oktober einn Schlaganfall, 7mm Gerinsel in der Hauptschlagader,  wurde entfernt.

Folge: Globale Aphesie 

Anfangs konnte er nur Ja, nein sagen,  teilweise willkürlich.

Nach 4 Wochen Reha ist der jetzt wieder Zuhause (er wurde jeden Tag im KH und in der Reha besucht über mehrere Stunden und er War jedes Wochenende Zuhause). Er hat ganz tolle Fortschritte gemacht, lediglich leichte motorische Defizite in der rechten Hand une natürlich die Aphesie die sich, meine ich, in eine somatische Aphesie ? gewandelt hat, er spricht schon wieder richtig gut, natürlich noch starke Defizite aber man kann schon Gespräche führen, er kann schon teilweiße in Sätzen sprechen und auch für Aphasiker schwere Satzteile wie die Artikel kommen wieder. 

Seit den Weihnachtsagen ist er stark depressiv , klagt über Bauchschmerzen, Schwäche. Dazu muss man sagen, er ist Hypochonder,  schon seit langer langer Zeit, seine Therapie War aber zu Ende und bis vor ein paar Tagen lief es auch super. 

NUn ist es ganz schlimm, er weint viel, hat angst, Flucht , man hat den Eindruck er ist in einer anderen Welt. Das eigentliche Problem, seine Aphesie, nimmt er nicht rational wahr. Wenn man ihm nach seiner Krankheit fragt sagt er : Bauchschmerzen. 

Er geht nicht auf andere ein, man meint er würde nicht sehen das auch wir alle leiden. Heute ist es eskaliert und wir mussten ihm Beruhigungstabletten verschreiben lassen. Meine Mutter kann nicht mehr, sie hat soviel getan und er ist nur am leiden und am jammern, sieht unsere Gefühle kaum. Sie spielt mit dem Gedanken ihn zu verlassen, weil sie den "Terror" seit 15 Jahren mitmacht. Ich habe es ihm eben nochmal gesagt, dass es jetzt ernst wird,  hoffe er hat es verstanden und ändert ab morgen was.

Das er immer auf Grund seiner Hypochonder Beschwerden haben wird, ist mir bewusst. Doch diesmal bin ich mir sicher das es nicht nur deswegen ist,  sondern das er auf Grund seiner Erkrankung, die er aber noch nicht rationalisiert hat, depressiv ist.  Ich weiß nicht  mehr wie das weiter gehen soll, so wie es die letzten tage War geht es nicht mehr, wir haben alles versucht. 

Ihm mit Vernunft erklären, ihn anschreien, Einfühlsamkeit,  ihm seine eigene Trauer zeigen, wir saßen alle weinen vor ihm !, Ablenken, Ignorieren usw.

wir haben alles versucht ! Wieder in eine Psychiatrie will er nicht und wollen wir nicht. 

Ich hoffe man kann die Situation etwas verstehen , es ist sehr sehr schwer genau wiederzugeben was hier los war usw.

Hat einer ähnlich starke Depressionen bei Angehörigen erlebt, was sollen wir tun ? Wir leiden alle sehr.

 

Liebe Grüße.

#2
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Unbekannt

Gelöscht

Hallo alleswirdgut!

Leider leider kann ich Eure Situation perfekt nachvollziehen: mein Mann (52) erlitt im Sommer 2013 eine Hirnblutung und ist seitdem Aphasiker. Die kommunkativen Defizite sind auch bei uns nur EINE Baustelle, die sich allerdings relativ brauchbar entwickelt hat. Auch hier ist die Kommunikation wieder weitgehend möglich, bis auf semantische Verwechslungen, das fehlende Leseverständnis und eine sich bessernde Logorrhoe war hier viel Bewegung in den vergangenen Monaten.

Die andere Seite sind die Wesensänderungen, die bei Schädel-Hirn-Patienten sehr häufig zu beobachten sind. Hier sind wir mit dem von Dir beschriebenen "Phänomen" nicht alleine: sie kreisen um sich selbst, nehmen die Gefühle anderer nicht wahr, verstehen nicht, dass ihr Problem auch das Problem der ganzen Familie und des gesamten Umfeldes ist und sind unfähig, sich damit auseinanderzusetzen. Eigene Fehler gibt es nicht, es sind immer und an allem ausschließlich die anderen schuld.

Sie nehmen sich als einzig Betroffene wahr, für alle anderen ist ja alles in bester Ordnung.

Mein Mann hat durch seine Depression fast 30 kg Körpergewicht verloren und macht uns mit seinen Ausrastern das Leben zur Hölle. Wir streiten tagtäglich um so weltbewegende Dinge wie "wer was essen mag", einen banalen Einkauf, die Bedienung der Spülmaschine oder irgendwelche Termine, die es zu koordinieren gilt. Und dies in einer Intensität, die jeder normalen Beziehung schon längst jede Grundlage entzogen hätte.

Auch bei uns sieht es so aus, dass sich nach über eineinhalb Jahren vieles ganz prima entwickelt hat - aber die Wesensänderung derart schräge Entwicklungen mit sich bringt, dass ein Zusammenleben auf Dauer nur noch schwer vorstellbar wird.

Wir versuchen jetzt, eine weitere stationäre Reha zu erkämpfen (da lassen die Kostenträger ja immer nervtötend lange mit sich diskutieren) und dort dann einen Schwerpunkt auf diesen Bereich zu lenken. Wichtig ist, dass dort Fachleute im Bereich Aphasie am Werk sind, da die Aufnahmefähigkeit eben doch eingeschränkt ist. Ich weiß nicht, wie das bei Eurem Vater nach dieser relativ kurzen Zeit ist, aber ein Aphasiker versucht relativ schnell, zu kompensieren. Manch unwissender Gesprächspartner merkt so gar nicht, dass sein Gegenüber nur Bruchstücke verstehen kann und auch bei weitem nicht alles was er sagt, auch dem entspricht was derjenige eigentlich sagen WOLLTE.

Noch ist bei Euch die Zeit der Aphasie vergleichsweise kurz. Als Ehefrau und Mutter dagegen kann ich Eure Mama SEHR gut verstehen! Jeder Fall ist einzigartig, daher kann man nie vom einen auf den anderen schließen. Aber meine Erfahrung hat leider gezeigt, dass ein Hirnpatient nicht wirklich in der Lage ist, etwas zu "verstehen und ändern". Im Gegenteil: die Anforderungen, die mit ihren egozentrischen Verhaltensweisen einhergehen, fordern vom Umfeld geradezu übermenschliche Toleranz und Geduld.

Ich drücke Euch die Daumen, dass Ihr einen Weg findet! Lasst nicht locker, erkämpft Euch fachkundige Weiterbehandlung für Euren Vater (der vielleicht jetzt erst langsam seine Sprachbehinderung realisiert und deshalb so verzweifelt ist!) - und vergesst EUCH SELBER dabei nicht!! Nehmt Euch raus, macht was, das Euch gut tut und tankt Kraft, denn die werdet Ihr brauchen!

Liebe Grüße

#3
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Unbekannt

Gelöscht

Danke für die Antwort, liebe Aphastrophe. Ich hoffe, du hälst die Ohren Steif und bei dir sieht es mitlerweile schon was besser aus! Ich drücke die Daumen! Übrigens finde ich deinen "Nickname" ziemlich passend 🙂.

Ich habe sehr lange nicht geschrieben. Es ist viel passiert in der Zeit und ich hatte auch einiges um die Ohren, da ich wegen meines Studiums auch 130 km von Zuhause entfernt wohne.

Interessant zu hören, dass es anderen sehr ähnlich geht! Weil oft wird einem sowas nicht direkt ins Gesicht gesagt, da sich viele vermutlich auch für so Vorfälle schämen.

Ich kann die wichtigsten Vorkommnisse ja einmal zusammen fassen.

Im großen und ganzen spielen sich die letzten 5 Monate nur psychospielchen hier ab. Dann wird gedroht, geheult, Taktiken entwickelt und und und.Natürlich gab es auch gute Zeiten, wo man dachte man hat seinen Papa wieder. Ich will vorweg nehmen, dass mein Papa kein schlechter Mensch ist, ich will ihn keineswegs schlecht machen! Er hat immer viel für und getan und wir sind auch eine tolle und starke Familie.

Mit Drohen meine ich jetzt auch keine gewaltsamen Drohungen. Hier ein Beispiel: Wir haben 2 Hunde, die viel Aufmerksmakeit brauchen. Es war immer das Hobby meines Vaters und er hängt an den 2 Hunden. Nur kümmert er sich gar nicht mehr um so, so "droht" meine Mutter diese abgeben zu müssen. Da meine Eltern aber auch 30 Jahre verheiratet sind, kann er die Situation selbstverständlich einschätzen und weiß, dass das vorerst nicht geschehen wird. Das ist eines von vielen Beispielen. Das selbe versuchten wir mit seinem heiß geliebten Wohnwagen-nicht hilft. Als Familie kennt man sich nunmal zu gut.

Zweimal war es kurz davor das er in die Psychatrie geht. Psychologen "wollen" ihn nicht, wegen seiner sprachlichen Defizite.Zu seiner Sprache muss ich sagen, die hat sich sehr sehr positiv entwickelt in seinen Sätzen fehlen lediglich füüllwörter wie "um, am, zum" usw. Nomen, Verben und Adjektive hat er drauf, auch versteht er passiv Sätze und ist kognitiv sehr fit. Er fährt Auto und zahlt auch wieder mit EC Karte!

Nur läuft er immer vor Problemen oder Dingen vor denen er Angst hat weg!

Da der Schalganfall auf Grund eines kleinen löchlein im Herzen passierte, steht nun eine mini KathetherOP an, um das Loch zu schließen. Die OP ist keine schlimme (es wird mit einem Katheter unter Vollnakose(aber nur zum Komfort des Patienten) durch die Leiste ein Katheter mit einem kleinen Schirmchen zum Loch im Herzen geschoben, dort wird das Schirmchen aufgespannt und das Löchlein verschlossen), doch mein Vater hat große Angst davor. Natüelich ist das verständlich. Doch muss man davor weglaufen?

Er hat super Arbeitskollegen und einen super Chef. Regelmäßig wird er von seinen Kollegen angerufen, besucht und einer hat ihm sogar ein Video gemacht! Und jetzt wollen sie ihn wieder mit zu Kunden nehmen, im Rahmen einer Art Wiedereingliederung (er arbeitet im Außendienst und liebt seinen Job!). Zwei positive Dinge die ihnen einen RIESEN Schritt nach vorne bringen würden. Doch er fürchtet sich davor und rennt weg.

Wir vermuten, dass es auf Grund dieser Angst zu diesen riesen "knall" letzte Woche kam: Er zielte bewusst wieder seit Tagen darauf, dass er Bauchschmerzen habe, Schwach wäre und und und (dann redet er auch sehr schlecht) weint usw. er sitzt nur rum und will nichts machen. Dann hat meine Mutter ihn dazu gebracht spazieren zu gehen, dort warf er sich wie ein kleines trotziges Kind auf dem Boden, simulierte einen Zusammenbruch (wir kennen ihn und wissen das natürlich richtig einzuordnen, ist auch nicht das erste mal) und ich musste die beiden abholen, wir versuchten Ihn durch anschreien "wach" zu machen (er war die ganze Zeit bei vollem Beuwsstsein und wir sind uns sicher, dass das alles berechnet von Ihm war, denn wenn er sich nicht beobachtet fühlte, schaute er ganz normal außerdem schläft er Nachts ganz normal). Die nächsten Tage ging das Schauspiel wohl weiter (ich bekam es nicht live mit, weil ich in meiner Uniwohung war). Freitag erreichte es seinen Höhepunkt. Er rief, während Mama kurz weg war, seinen Bruder an, welche Ihn ins Krankenhaus fuhr. Dort fummelten 4 Ärtze an ihm rum und er machte ein riesen Tobawo. Am gleichen Abend wollte er wieder mit nach Hause, doch das machte sein Brurder nicht mit.

An uns stellt er die Erwartungshaltung, dass er der arme Kranke ist, der nun besucht wird. Nichts da! Sein Spaß im Krankenhaus zu liegen wird dem noch vergehen. Mama hat ab und zu mit ihm telefoniert, dort meckerte er nur rum, sobald sie etwas von hier erzählte. Er will einfach der Mittelpunkt sein. Er will überredet werden, was wir immer getan haben. Er will das wir immer und immer wieder ihm bei seinen Krankheitssimulationen Aufmerksamkeit schenken, auch wenn die nicht positiv ausfällt. Mama und ich gehen zu sehr drauf ein. Meine Schwester zeigt ihm in den Situationen die kalte Schulter, deswegen jammert er bei ihr kaum. Mama hat ihr ganzes Leben auf ihn gerichtet, das war einfach zu viel. Es muss sich grundlegend etwas ändern!

 

Ich denke, für einige, die Hypochondire nicht richtig kennen ist das nur sehr schwer vorstellbar, zudem hat mein Vater einen riesengroßen Dickkopf. Er will einfach der Kranke sein. Er isst bewusst Suppen, läuft mit Schal rum usw. Er pickt alle Klischeehaften Bilder von einem Kranken auf und wendet diese an sich selbst an. Familie und Freunde wissen das natürlich, dennoch geht man zu sehr darauf ein!
Wir haben uns jetzt vorgenommen uns zu ändern, wir haben ihn zu sehr in Watte gepackt, Mama hat ihm alles abgenommen zu allem wollte er überedet werden und alles was er nicht bekam setzte er mit dieser Krankheitsmasche immer wieder durch. Gestern hat er sein Handy ausgestellt, damit wir uns Sorgen machen! Meine Schwester hatte gestern ihre Führerscheinprüfung, das wusste er! Er hat sich nicht gemeldet! Erst heute! Am Samstag wird sie 18 Jahre alte, er kümmert sich um nichts. Es tut mir unheimlich weh, weil ich weiß genau in was für einer Lebenslage meine Schwester steckt, dennoch liebe ich ihn, weil er mein Vater ist. Ich gebe auch uns ein bisschen die Schuld, wir haben diese negativen Ausprägungen von seinem Charakter auch irgendwo unterstützt, das muss sich ändern.
ich hoffe wirklich sehr, dass es ihm und uns hilft. Mittlerweile nehmen wir alle Beruhigungstabletten um richtig schlafen zu können.

Es tut gut, sich so etwas von der Seele schreiben zu können. Vielleicht findet ja jemand passende Worte oder hat Zeit das nur einmal zu lesen. Ich weiß, ich habe viele Rechtschreibfehler gemacht aber ich bin etwas in Rage gerade. Ich könnte noch so viel erzählen bzw. schreiben, denn wir reden über nichts anderes !

Ich wünsche allen Familien, Angehörigen und Freunden gaaaanz viel Kraft die auch schwere Zeiten durchmachen. Ganz besonders denke ich heute an die Angehörigen des Flugzeugabsturzes in Südfrankreich. Es gibt zu viel schlimme Dinge auf der Welt. Man sollte sein leben immer genießen.
Auch einen Schlaganfall kann jeden treffen, gerade erst hat ein 21 Jähriger Freund von mir aus dem Nichts einen Schlaganfall erlitten! Ich wünsche mir sooo sehr, dass jeder Mensch sein leben genießt und den Leuten die er liebt zeigt, dass er sie liebt. Das Leben kann sich nunmal viel zu schnell ändern.

 

Allen da draußen die von einem Schlaganfall betroffen sind oder Angehörige oder andere die aus irgendeinem Grund Leiden wünsche ich unentlich viel Kraft! Liebe und Glaube kann so einiges besser machen. Man muss und sollte das beste aus jeder Situation machen können.

 

Liebe Grüße 🙂

#4
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Gelöscht

:) Das ist ja eine lange Geschichte,

ist die frage wer den Psychater braucht ?;).

- schöne Ostern, gruß Peter

;)

 

#5
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Gelöscht

Liebe "alleswirdgut" (schöner Nickname)!

"Liebe und Glaube kann so einiges besser machen. Man muss und sollte das beste aus jeder Situation machen können."  .... mit diesem Satz hast du genau ins Schwarze getroffenI)

Ich erzähl dir mal meine Geschichte, ... bin auch erst 21 und mein Freund (33) hatte vor gut 3 Monaten eine Gerhinblutung, so groß wie ein Hühnerei, welche dann auch einen Schlaganfall mit sich brachte. Hätte ich ihn eine halbe Stunde später gefunden, wäre er gestorben. Es passierte einfach so, ohne Vorwarnung, ohne Grund, einfach so. Die lebenswichtigen Funktionen wie Schlucken und Atmen waren schon dabei, sich einzustellen, unser Glück war, dass er schnell genug in der Klinik war, wo er dann notoperiert wurde und ihm ein Teil des Schädelknochens zur Entlastung des Gehirns entfernt wurde. 

Man weiß in den ersten paar Tagen nicht, wie sehr sich auch das eigene Leben verändern wird. Der Schock klingt dann langsam ab, und man wird sich der Situation richtig bewusst. 

Mein Freund lag dann also 2 Wochen auf Intensiv, zuerst im Tiefschlaf, aber auch als die Medikamente abgestellt wurden, wachte er noch nicht auf. Ganze 2 Wochen nicht. Erst als er in die REHA-Klinik transportiert wurde, kam er von Tag zu Tag mehr zu sich, der Tag-Nacht-Rythmus kam langsam wieder und wir merkten, dass Markus (so heißt mein Schatz :-P) eigentlich ganz klar im Kopf ist und uns alle erkennt, und auch versteht. 

Seine rechte Seite ist sehr geschwächt (das verbessert sich aber schon in ganz kleinen Schritten), was mir sehr Sorgen macht ist eben diese Aphasie. Er spricht gar nicht. Seit 3 Monaten. Er versucht es nicht einmal richtig. Wie wenn es einfach alles weg wäre. Das ist so hart. Er kann sich nur durch Lächeln und Weinen mitteilen. 

Die Ärzte haben uns eben jetzt auch gesagt, dass er schwer depressiv ist, kein Wunder, wenn man sich nicht mitteilen kann. Ich bete jeden Tag, dass er seine Sprache wieder zurückbekommt. 

Hast du vl. ein paar Tips, wie ich ihn animieren kann, es wenigstens zu versuchen? Ich kann leider fast nie bei der Logopädie dabei sein, da diese immer vormittags ist und ich 40 h Woche arbeiten muss. Hab auch schon gehört, dass Singen versuchen helfen soll?!

Es ist wirklich nicht einfach.. habe mir auch Tabletten zum Schlafen besorgt, auch wenn man noch so müde und ausgelaugt ist, das Gedankenkarussel dreht sich immer weiter und weiter und weiter........:O

Wünsch euch derweil noch alles alles Gute, vl. schreibst du mir ja zurück 🙂

 

und wie du schon gesagt hast : Liebe und Glaube kann so einiges besser machen. Man muss und sollte das beste aus jeder Situation machen können.

 

LG
Eva 

 

 

 

 

#6
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Gelöscht

die depressionen werden nachlassen!-es dauert seine zeit....die verbleibende hirnhälfte wird sich umorganisieren undauf einen schlaggehts wieder!!!- ich kann übrigens noh nicht richtig sprechen...- aber das sprachverständnis ist da!

#7
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Gelöscht

Aus meiner (selbst betroffen) Sicht kann man Persönlichkeitsänderungen nicht wegwischen a la "alles wird gut" . Es ist völlig verständlich und sollte für jeden Angehörigen nachvollziehbar sein, das für einen Betroffenen ein Schlaganfall ein "gehöriger Schuß vor den Bug" dar stellt. Nicht nur, das nach einem Schlaganfall die eigene Lebenserwartung dramatisch gesunken ist, so ist man als Betroffener unmittelbar konfrontiert, sich mit seinem eigenen Ableben zu beschäftigen. Das ist ein enormer psychischer Stress der - physisch/materiell bei irreparablen Schäden des Denkzentrums vom Betroffenen nicht wahr genommen werden kann - die Hardeware dazu ist nicht mehr da! Für ihn (den Betroffenen) läuft die Welt ohne Veränderung weiter, er ist sich dessen nicht bewußt, das er sich verändert hat. Als Computerfreak erkläre ich mir das mit der Metaffer: "Es fehlen essentiell wichtige Daten im Kopf, die die Persönlichkeit definieren und andere Bereiche, die gar nicht dafür gedacht waren übernehmen nun zusätzlich diese Aufgaben der ausgefallenen Bereiche, dadurch "fahren" sie Überlast und sind in ihren eigentlichen Aufgaben hyperaktiv, weil trainiert" Das kann die gesamte Palette der Emotionen betreffen ...

Einzig möglich ist bei einem Betroffenen, sofern er der Logik noch mächtig ist und fähig der Selbstreflektion, ihm ruhig und sachlich zu erklären, das seine Wahrnehmung sich verändert hat ... nur der Betroffene selbst kann sich darauf einstellen, dazu braucht er aber erst einmal diesen Input von außen, er selbst merkt es ja nicht da er unfähig ist zur Selbstdiagnose. Mit diesem Input aber beginnt er sich selbst zu beobachten, er lernt ... kann sich besser einstellen.

Was Angehörige meißt nicht sehen: es ist ein schwerer Schaden in der Psyche des Betroffenen eingetreten, sie können diesen nicht sehen, sie fühlen nicht wie der Betroffene a la "ach die Hand funktioniert wieder dann funktioniert ja alles andere auch wieder" NEIN! EBEN NICHT! Wenn ich einen Wasserhahn abreiße dann läuft zwar immer noch (und gerade dann) das Wasser, ich kanns aber nicht mehr zudrehen, der Hahn fehlt! Das muß einem Angehörigen begreifbar gemacht werden (beide, Betroffener und Angehöriger) müssen daran arbeiten an einem Strang ziehen, sonst klappt das nicht. Und wenn ich hier dann lese, Angehörige machen diese Hölle nicht mehr mit -> "in guten wie in schlechten Tagen" die Last und Bürde des anderen zu tragen, wenn er nicht kann, das war das Versprechen! Es ist für mich absolut nicht nachvollziehbar und auch nicht entschuldbar, dieses Versprechen durch Verlassen des Betroffenen überhaupt nur gedanklich in Erwägung zu ziehen, zu brechen. Das ist schändlich und beschämend für jeden Betroffenen, denn der kann am aller wenigsten dafür! "Es wird keiner zurück gelassen" das ist meine Definition von Partnerschaft und gelernt habe ich das in jungen Jahren als Wehrdienstleistender bei der Bundeswehr, das ist meine Ethik und Moral! Die Vorstellung alleine - mir verkrampft sich beim Schreiben das Gesicht - mich faßt diese Ungeheuerlichkeit emotinal an! Das ist schändlichst, den Betroffenen zu verlassen, direkt das Todesurteil für manchen!

Tut mir leid, da habe ich kein Verständnis für, selbst wenn ich für diese Sichtweise geteert und gefedert werde: man läßt einfach nicht - schon gar nicht als Angehöriger oder gar Partner - das Banner des Partners in den Dreck fallen, nur weil er es selbst nicht mehr halten kann! So was denkt man noch nicht einmal im Traume!

#8
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Gelöscht

@ Fünkchen

Ich teile deine Meinung.

Jedes Ding hat aber zwei Seiten.

Manche Menschen verändern sich so stark,daß NIEMAND mehr damit leben kann.

Es ist im Gehirn viel zerstört worden, und ein völlig anderer Mensch steht vor dir.

Ich bin selbst betroffen und war lange in der Reha.

Erwachsene Menschen werden zu ungezogenen Kleinkindern,die sich einkoten um nicht an der

Therapie teilzunehmen.Ich könnte viele Beispiele anführen.

Ich war linksseitig gelähmt aber immer voll da,vom Verstand her.

Depressionen bekam ich erst nachdem ich zu Hause war.

Es kam ständig die Angst vor einem weiteren SA.So zu enden,wie viele dort in der Klinik,

nicht mehr Herr über seine Körperfunktionen zu sein.

Ohne meinen Mann und die Familie hätte ich es nicht geschafft.

Ich habe aber auch ständig an mir gearbeitet,regelmäßig Therapie gemacht und mich bemüht

viele Dinge selbst zu machen

.Ich bin allerdings nach dem SA sehr ungeduldig geworden,das nervt meinen Mann total.:O

Ich will (Fünkchen) damit nur sagen,daß manche Menschen nicht wieder so weit kommen

zu verstehen was sie anrichten und wie sie sich benehmen.

Manchmal genügt Liebe nicht.

Die Partner geben sehr viel auf und stellen ihre Bedürfnisse hinten an.

Sie haben aber auch ein Recht auf ein Leben.

Ich denke,daß kein Außenstehender beurteilen kann,was eine Familie aushalten kann oder muß.

Gruß Marion

#9
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Gelöscht

 

Hallo Marion,

das ist durchaus für mich nachvollziehbar und ich kann weit aus von Glück reden, das mein Schlaganfall nicht zu solch schweren Dauerschäden geführt hat wie Querschnittslähmung und der gleichen, ich hab ungeheures Glück gehabt (mich mag da oben wohl jemand) ...

Ich hab auch gesehen was Schlaganfall an einem Menschen anrichtet. So hatte ich auf meinem Krankenzimmer einen älteren Herrn, der völlig desorientiert des Nachts aufgestanden ist, stand vor dem Bett und wußte nicht mehr wozu das da ist klapperte und möhlte dann im stockfinsteren in den Schränken herum oder, ich wach auf, öffne die Augen da steht neben meinem Bett im halbdunkeln wie ein Zombi ein Mann, ich wär vor Schrecken fast die andere Seite raus aus dem Bett gefallen. Und dann kein Schlaf mehr, zum einen wegen dieses Schockerlebnis zum anderen da dann schlaganfall bedingt Restless-leggs (die Medikamente in der Klinik wirkten nur nach Einnahme beim einschlafen, wurd ich des Nachts rausgerissen, dann war für mich die Nacht vorbei und dann wie zur Krönung seine Angehörigen, die ihn besuchten, als ich nachmittags gegen halb 3 entlich mal eingeschlafen bin, nach heftigen Untersuchungen wie Schlauch schlucken mit Sonde ( Edit: Herzultraschall) ect. pp. : "Wie kann man am hellerlichten Tag schlafen?!" und da bin ich ausgerastet. Herbert Knebel würd sagen: "ich seh nich schnell rot aber da war rot in alle Verfärbungen!" ... aber so derb uneinsichtig, da hatte ich mich dann angezogen, raus aus dem Zimmer und erstmal ab an die frische Luft, sonst wär ich geplatzt, komm zurück zum Schwesternzimmer, die hatten mein Mittagessen noch dort, durft ja bis dahin nichts essen wegen den ganzen Untersuchungen, ich sag ich möcht bitte hier um die Ecke im Flur essen, da drinn im Zimmer werd ich verrückt ... da kommt allen Ernstes die Gattin des Herrn ums Ecks: "Jetzt Mittag? Haben Sie verschlafen?" mir fiel regelrecht das Essen aus dem Mund!"Gehn Sie, lassen Sie mich in Ruhe sonst passiert hier ein Unglück!" hab ich die angebrüllt, Gesicht zur Fratze verkrampft, da war kein Gesichtsmuskel mehr steuerbar.

Was ich damit ausdrücken will, ich hab ein recht plastisches Bild bekommen was Angehörige durch stehen müssen (und die Angehörigen sind schlimmer in ihrem Unverständnis als die Betroffenen) und ich bin massiv cholerisch, ich reg mich äußerst schnell auf! Ich wollt mich da schon selbst aus der Klinik entlassen, so ist mich das nervlich angegangen regelrecht angesprungen! Nun ist aber zu berücksichtigen: der Herr war kein Angehöriger von mir und ich hatt mit mir selbst genug zu tun aber hinein versetzend als Angehöriger oder Partner muß man das aushalten können, man hat den Menschen ja im gesunden Zustand auch geliebt, das soll alles nicht mehr zählen/ ausradiert sein? Ich kann nicht mehr also tschüß? das kann man nicht ernsthaft bringen!

Ihre Angst, Marion, vor einem weiteren SA die habe ich ebenfalls, insbesondere weil bei mir die Ursache nicht abgeklärt ist. Ich kann jeder Zeit umfallen und es muß schrecklich sein dann noch aufzuwachen und nichts mehr bewegen zu können außer den Kopf oder blind zu sein und man fängt an seine Jahre zu zählen, wie viel hab ich noch? 10? 15? Ich bin 41! Damit wird man doch allein gelassen und ich bin zudem noch allein stehend, hätt ich meine Bekannte nicht, ich würd doch nur noch im Kreis laufen! Jedoch solche Angehörige wie die des Herrn im Krankenhaus das wäre nicht erste Hilfe sondern letztes Geleit!

Vielleicht spreche ich hier für viele Betroffene als selbst Betroffener über ihre Ängste, mit dem Glück, das es nicht dauerhaft so schlimm bei mir zugeschlagen hat und gerichtet an alle Lebensparter gerade nach 30 oder 40 Jahren Ehre: Ihr seid der letzte Zweig der Betroffenen, brecht Ihr weg, bricht der Betroffene restlos zusammen. Wollt Ihr so behandelt werden, träfe es Euch und Ihr könnt gar nichts dafür?

Liebe Grüße


Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal bearbeitet, zuletzt von »Fünkchen« (04.09.2015, 12:27)
#10
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Gelöscht

Hallo Fünkchen,ich verstehe dich sehr gut,wirklich.

Ich bin inzwischen 66 Jahre alt.

Meinen SA bekam ich mit 56,stand voll im Leben.

War teilzeit berufstätig,Schwiegermutter mit im Haus,die wurde dement,Pflegefall.

Haus,Garten nebenan mein Sohn mit Familie.Wir haben 1997 mit ihm ein Doppelhaus gekauft.

2003 kamen seine Zwillinge zur Welt,da hab ich auch immer mitgeholfen.

Die waren und sind das ganze Glück von meinem Mann und mir.

Ich war also voll in Aktion,dann fiel ich in der Küche um.

Von April bis November war ich in der Reha,geistig voll da,nur die linke Seite wollte nicht.

Jeden Morgen die Frage:wissen sie wo sie sind,welches Datum haben wir heute,u.s.w.

Als ich einen Tag hatte,wo ich nur weinte,sagte mir mein Arzt dort,ich wäre depressiv und

verschrieb mir Antidepressiva.:(!

Ich erklärte ihm,daß ich deprimiert bin aber nicht depressiv.

Wie er sich fühlen würde,wenn er mitten aus dem Leben in einen Rollstuhl katapultiert würde?

Die Tabletten habe ich nicht genommen.

Man muß doch so einen Schicksalsschlag auch verarbeiten.

Ich habe Jahre später eine Gesprächstherapie gemacht,weil es mir seelisch richtig schlecht ging.

Meine Gesundheit war stark angegriffen und ich drohte in ein tiefes Loch zu fallen.

Die Therapie hat mir aber gezeigt,daß mir der Therapeut nicht helfen konnte.

Helfen kann man nur sich selbst.

Ich kann wieder gehen,sogar ohne Rollator.

Nach gut 9 Jahren geht es ohne.

Man kann auch nach 10 Jahren Verbesserungen erreichen,ich merke es bei mir.

Der linke Arm hat nicht viel Kraft,ab und zu kommt die Spastik.

Ich bin leicht erschöpft und brauche öfter Pausen.

Man darf einfach nicht aufgeben,es geht immer weiter.

Die Menschen sehen aber nur die offensichtlichen Behinderungen.

Die kapieren nicht,daß es dir trotzdem oft nicht gut geht.

Du hast ja äußerlich nichts was man sehen kann,also muß es dir doch gut gehen.:O

Kein Rollstuhl und Rollator mehr,also stell dich nicht so an.

Das regt mich auf!!!!!

Diese Menschen können sich nicht in unsere Lage versetzen,weil sie es nicht verstehen.

Also,es wird alles noch besser,hoffe ich für dich!

Das gemeine an einer Gehirnblutung oder SA ist,daß man so wahnsinnig viel Geduld braucht.

Viele geben deswegen zu früh auf.tu das nicht.

Liebe Grüße Marion

 

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